Produktionsgeschichte
Die Geschichte von Pinocchio war Walt Disney lange, bevor er sich entschloss, daraus einen Film zu machen, bekannt. Mitarbeiter und ein italienischer Journalist, den Walt Disney während seines Europaurlaubs kennengelernt hatte, legten Walt nahe, die Geschichte für einen Film zu verwenden.
1937 zog Walt Disney das Thema für einen abendfüllenden Film dann wirklich in Erwägung, allerdings war noch Schneewittchen und die sieben Zwerge in Arbeit und auch die Produktion von Bambi begann anzulaufen. Doch Walt war von der Geschichte derart begeistert, dass er entschied, einen Film daraus zu machen. Dies sollte der dritte abendfüllende Film aus dem Hause Disney werden. Doch schon bald wurde entschieden, ihn gegenüber Bambi vorzuziehen.
Die Entwicklung der Story und der Figur Pinocchio
Im Gegensatz zum Vorgängerfilm Schneewittchen, der auf einem relativ kurzen Märchen beruhte, basierte Pinocchio auf einem Buch mit deutlich umfassender Story. Die Geschichte musste für den Zeichentrickfilm daher deutlich verändert werden.
In Collodis Roman ist Pinocchio ein undankbarer Bengel, der seine Lektionen nur auf die harte Tour lernt. Insgesamt ein wenig liebenswerter Charakter, der eher abschreckte als Sympathien zu erwecken. Es wurde daher beschlossen, die Figur zu modernisieren. Bis sie Walt Disney wirklich gefiel, bedurfte es zahlreicher Anläufe. Er war der Meinung, dass niemand mit einer solchen Figur wirklich mitfühlen konnte und zog sogar in Erwägung die Arbeiten am Projekt deswegen einzustellen.
Die Rettung kam durch die Idee eines jungen Zeichners. Der junge und aufstrebende Animator Milt Kahl war der Meinung, dass Frank Thomas, Ollie Johnston und Fred Moore von der Idee besessen waren, dass dieser Junge eine Holzpuppe war, und schlug vor, dass sie statt der Puppe einen niedlichen kleinen Jungen animieren sollten, dem man später immer noch hölzernen Gelenke verpassen könne, um ihn zu einer Holzpuppe zu machen. Der Co-Regisseur Hamilton Luske schlug Kahl daraufhin vor, seinen Vorschlag durch die Animation einer Testsequenz zu demonstrieren. Kahl zeigte Disney eine Testszene, in der Pinocchio unter Wasser nach seinem Vater sucht. Ausgehend von dieser Szene überarbeitete Kahl die Figur, indem er sie mehr wie einen echten Jungen aussehen ließ, mit einem Tiroler Kinderhut und den üblichen vierfingrigen Händen einer Zeichentrickfigur mit Mickey-Mouse-ähnlichen Handschuhen. Die einzigen Teile von Pinocchio, die immer noch mehr oder weniger wie eine Marionette aussahen, waren seine Arme, Beine und seine kleine Holzknopfnase. Disney zeigte sich begeistert von dieser Idee. Und so wurde Pinocchio zu einer unschuldigeren, naiveren, etwas schüchternen Persönlichkeit, die durchaus sympathisch wirkt.
Design und das Character Model Department
Disney war dafür bekannt, immer nach Neuem zu streben und stets besser sein zu wollen als zuvor. Daher war es ihm wichtig, dass die Figuren in seinen Filmen so realistisch wie möglich wirkten.
Aus diesem Grund wurden während der Produktion von Pinocchio eine eigene Abteilung für Modelle (Character Model Department) eingerichtet, die von Joe Grant geleitet wurde. Diese Abteilung war für den Bau von dreidimensionalen Modellen aus Ton, den so genannten Maquettes, verantwortlich. Diese Modelle der Filmfiguren wurden dann den Mitarbeitern zur Verfügung gestellt, um zu beobachten, wie eine Figur aus einem bestimmten, von den Künstlern gewünschten Blickwinkel gezeichnet werden sollte. Die Modellbauer bauten auch Arbeitsmodelle von Geppettos Kuckucksuhren, die von Albert Hurter entworfen wurden, sowie von Strombolis Zigeunerwagen und der Kutsche des Kutschers. Da es jedoch schwierig war, ein sich bewegendes Fahrzeug realistisch zu animieren, filmten die Künstler die Kutschen-Maquetten auf einer Miniaturkulisse im Stop-Motion-Verfahren. Anschließend wurde jedes Einzelbild der Animation mit Hilfe einer frühen Version eines Xerox-Geräts auf Animationsfolien übertragen. Die Rollen wurden dann auf der Rückseite bemalt und über Hintergrundbilder mit den Rollen der Figuren gelegt, um die fertige Aufnahme zu erstellen. Ein enormer Aufwand.
Wie schon bei Schneewittchen wurde auch für Pinocchio Live-Material gedreht, wobei die Schauspieler die Szenen pantomimisch nachspielten. Aber anstatt die Szenen nachzupausen, was zu steifen, unnatürlichen Bewegungen geführt hätte, nutzten die Animatoren das Filmmaterial als Leitfaden für die Animation, indem sie die menschlichen Bewegungen studierten und dann einige Posen in die Animation einbauten. Auf diese Weise wirkten Kulissen und Figuren sehr realistisch.
Effekte
Der Film Pinocchio war eine bahnbrechende Errungenschaft auf dem Gebiet der Effektanimation. Im Gegensatz zu den Charakteranimatoren, die sich auf die Darstellung der Figuren konzentrieren, kreieren die Effektanimatoren alles, was sich außer den Figuren bewegt. Dazu gehören Fahrzeuge, Maschinen und natürliche Erscheinungen wie Regen, Blitze, Schnee, Rauch, Schatten und Wasser. Um dem Ozean mehr Tiefe zu verleihen, haben die Animatoren die Wellen auf der Wasseroberfläche im Vordergrund detaillierter dargestellt und weniger Details eingefügt, je weiter die Oberfläche nach hinten verschoben wurde. Nachdem die Animation auf die Filmrollen übertragen worden war, zeichneten die Animationsassistenten sie noch einmal mit blauen und schwarzen Bleistiftminen nach, um den Wellen ein plastisches Aussehen zu verleihen. Um Zeit und Geld zu sparen, wurden die Wasserspritzer impressionistisch gehalten. Dank dieser Techniken war Pinocchio einer der ersten Zeichentrickfilme mit äußerst realistischer Effektanimation.
Stimmen & Sprecher
Nach dem großen Erfolg von Schneewittchen wollte Walt Disney mehr berühmte Stimmen für seinen neuen Film Pinocchio. Es sollten zum ersten Mal Prominente die Stimmen in einem Zeichentrickfilm übernehmen. Für die Rolle des Jiminy Cricket fiel die Wahl auf den damals beliebten Sänger Cliff Edwards. Disney lehnte die Idee ab, Pinocchio von einem Erwachsenen sprechen zu lassen und bestand darauf, dass die Figur von einem echten Kind gesprochen wurde. Er besetzte den 11-jährigen Kinderdarsteller Dickie Jones, der zuvor in Frank Capras Mr. Smith Goes to Washington mitgewirkt hatte. Des Weiteren wurden Frankie Darro als Lampwick, Evelyn Venable als Blaue Fee, Charles Judels sowohl als böser Stromboli als auch als Kutscher und Christian Rub als Geppetto eingesetzt.
Ein weiterer Synchronsprecher war Mel Blanc, der für die Stimme von Gideon der Katze engagiert wurde. Letztendlich wurde jedoch beschlossen, dass Gideon stumm sein sollte, sodass alle von Blanc aufgenommenen Dialoge nachträglich gelöscht wurden.