Generell mal: ich fände es schön, wenn der Tonfall hier, von beiden Seiten, sachlicher und weniger persönlich wäre.
Solche Dinge muss man doch auch bei ganz konträren Positionen sachlich diskutieren können. Danke!
Nachdem ich
@DigitalOlli ja in meinem ersten längeren Beitrag hier mehrfach widersprochen habe, muss ich ihm dieses Mal aber auch in zwei Dingen zustimmen.
Ich finde seinen Ansatz, ich sage bewusst nur Ansatz, weil es keinen wirklich exakten Vergleich gibt, um Vergleich zwischen Genie+ und Expresspass tendenziell passender.
Zudem schwanken zwar auch in WDW die Preise für Genie+ zwar auch, aber die Schwankungsbreite ist nicht, vor allem in absoluten Zahlen, nicht annähernd so massiv, wie bei Universal, wo man sehr häufig direkt mal statt nur ein paar Dollar mehr, gleich 50 oder 100 Dollar mehr zahlen muss.
So sehr ich
@mad*hunter auch bei Aufgabe der eigenen Reiseplanung damals zugestimmt habe und das absolut nachvollziehen kann, so muss ich schon auch sagen, dass die Tonalität mir teils doch schon sehr negativ erscheint, bis hin zu mies machend. Ich vermute aber dabei keine Absicht, sondern dass das einfach recht natürlich aus dem nachvollziehbaren Frust entstanden ist, den Traum von WDW wahrscheinlich so bald nicht oder auch gar nicht mehr realisieren zu können.
Und dass
@DigitalOlli nicht immer ganz so den Ton trifft, wissen wir auch alle. Am besten weißt Du das sicher auch selbst Olli, auch aus unserer Facebook-Gruppe. Bisher hat er sich bei jedem Hinweis darauf aber einsichtig gezeigt.
Wie gesagt, ich fände da eine generell sachlicheren Tonfall von beiden Seiten besser.
Nun noch ein bisschen mehr zum eigentlichen Thema:
Wir dürfen nicht vergessen, dass wir bei der Frage "wer kann sich das noch leisten" sehr aus deutscher Perspektive diskutieren.
Nun ist die initiale Frage des Themas zwangsläufig basierend auf einer Umfrage in den USA, dennoch würde die Diskussion aus Perspektive der USA ganz anders aussehen.
Und diese Perspektive ist eben die entscheidende dafür, warum immer noch so viele Menschen WDW besuchen, nicht die deutsche oder generell eine ausländische, denn WDW hat eben zu 90% Besucher aus dem Inland.
Erst einmal verdienen US-Amerikaner deutlich mehr, als Deutsche. Das Medianhaushaltseinkommen in den USA lag brutto zuletzt bei 77.000 Dollar, in Deutschland bei 56.000 Dollar.
Zudem liegt die durchschnittliche Abgabenquote in Deutschland bei 39,31%, in den USA bei 27,66%.
Den US-Amerikanern bleibt also weit mehr Geld übrig.
Natürlich sind generell die Kosten in den USA auch höher, zumindest bei Gütern des täglichen Bedarfs, der Gesundheit etc., aber das wiederum macht den Unterschied zwischen den Kosten, die Amerikaner im Alltag wahrnehmen und denen in Walt Disney World deutlich weniger krass, als dieser Unterschied für uns erscheint.
Ein Eis in Walt Disney World kostet dann eben nicht 150-200% mehr, als ein Eis im Supermarkt, wie für uns, sondern nur 50-80% mehr. Und wenn ich schon im Supermarkt 10$ für 10 Eier zahle, erscheinen mir 20$ für ein Omelett bei Steakhouse 71 plötzlich weniger absurd, als für uns.
Zudem, egal ob in den USA oder bei uns, spricht Walt Disney World eher die Schichten der Besserverdienenden an. Und dort sind die Einkommensunterschiede (auf Grund der in den USA noch weit größeren Schere, als bei uns) zu uns noch deutlich höher, als beim Medianeinkommen. Statt nur ca. 40% mehr, liegt das Einkommen in dem Bereich durchschnittlich eher beim doppelten unseres Einkommens.
Und da kommt dann auch noch dazu: einer der Bereiche, in dem zum höheren Einkommen auch weit höhere Kosten kommen, die Gesundheitsvorsorge, ist dann viel weniger ein Problem, weil diese Jobs neben dem deutlich höheren Einkommen, meist auch gute Krankenversicherungen als benefits on top haben, diese höheren Kosten, im Gegensatz zu weniger gut bezahlten Jobs, dann gar nicht mehr so ins Gewicht fallen.
Zudem machen weit weniger US-Amerikaner Urlaub, wie wir den machen, alleine schon wegen der deutlich geringeren Urlaubstage, was dann die Gesamtkosten eines Aufenthalts auch wieder reduziert.
Das ändert sich erst mit dem Ruhestand, aber auch dann haben die Amerikaner sehr häufig eine viel bessere Altersvorsorge, als wir. Einerseits, weil viele der besser bezahlen Jobs auch da sehr gute benefits haben, andererseits, weil sie, bei aller lockeren Mentalität was das Ausgeben von Geld angeht, oft privat besser vorgesorgt haben. Das liegt aber nicht nur daran, dass die in den besser bezahlten Jobs mehr Geld zurücklegen konnten, sondern daran, WIE sie es zurückgelegt haben.
Während sich Deutsche viel zu lange auf renditenschwache Anlagen verlassen haben, auf bescheuerte Dinge, wie kapitalbildende Lebensversicherungen (die nie wirklich Kapital gebildet haben), auf festverzinsliche Anleihen, auf Tagesgeld, sogar auf Bausparverträge oder Rentenversicherungsverträge mit minimalem Renditen, während Aktien oder Fonds hier oft als verpönt galten oder als eine Spielerei für "Reiche", haben Amerikaner (und auch viele andere Länder, sogar bei der staatlichen Vorsorge, siehe das Paradebeispiel Norwegen) eben ihr Geld eher wirklich investiert, statt nur angelegt.
Und während die deutsche Form der Geldanlage oft eher eine Form ist, die Geld eher verwahrt, oftmals nicht einmal inflationsausgleichend, mehrt die der Amerikaner (und vieler anderer) das Geld wirklich.
Fürs Alter oder aber auch, wenn ich zwischendurch mal was rausnehmen will.
Wenn ich jeden Monat privat ein Anteil meines Geldes auch nur in einen indexbasierten S&P500 Fonds gesteckt habe oder sogar ein bisschen kreativer und flexibler war, dann habe ich in den letzen 10, 20 oder 50 Jahren, eine zwischendurch und vor allem am Ende vielfach höhere Rendite, als bei den in Deutschland üblichen Anlageformen, und kann mir zwischendurch bei vorsichtiger Entnahme und vor allem im Ruhestand (ich sag mal DVC-Trip mit Kindern und Enkeln, wie oft üblich) was ganz anderes leisten, als wir Deutsche mittleren oder höheren Alters.
Und zu guter Letzt spielt die angesprochene Frage des "auf Pump" eine Rolle. US-Amerikaner finanzieren durchaus mehr auf Pump, als wir, auch Urlaube. Und das hängt, unter anderem, auch mit dem letzten Punkt zusammen, gerade in Phasen niedriger oder mittlerer Zinsen, denn die Zinsen für Kredite liegen dann oft unter den zu erwartenden Renditen bei schon konservativen Anlagen an der Börse. Die Zuversicht, mich für Zins und Tilgung gar nicht zu sehr strecken und zu sehr ins Risiko gehen zu müssen, ist weit größer.