Meine letzte Jahreskarte liegt nun schon einige Zeit her und seit meinem letzten Besuch in Paris dürften jetzt auch schon 1,5 Jahre vergangen sein. Ich finde es einfach unglaublich, dass Europas meistbesuchter Freizeitpark es einfach nicht schafft, seine (scheinbar ja auch noch zu geringe) Besucherzahl zu managen. Ob Efteling, Europa-Park oder auch Phantasialand: Jeder Big Player in Europa kennt seine Peak-Tage, hält sich einen entsprechenden Personalpuffer in der Hinterhand und fährt vor allem volle Kapazitäten.
Es ist einfach ein Ding der Unmöglichkeit, dass an einem solchen Tag die vorhandenen Kapazitäten nicht genutzt werden. Da können weder technische Probleme als Grund hergenommen werden (denn die sind einfach nur eine Folge mangelhafter Wartung), noch die Mentalität der Franzosen (in Parc Asterix, Puy du Fou, Futuroscope etc. funktioniert das ja auch problemlos). Das ist ein Premium-Problem exklusiv bei Disney - und damit zur Zeit leider auch so ziemlich das einzige Premium, das dieser Park mit seinen Premium-Preisen liefert.
Ja, der Park wird (bzw. wurde) für den Geburtstag schön renoviert - aber was bringt das, wenn ein Big Thunder Mountain scheinbar nach dem einjährigen (!) Umbau jetzt noch mehr Downtimes hat als vorher? Ja, es gibt eine nette (wenn auch imho Disney-unwürdige) Mapping-Show in den Studios - aber was bringt das, wenn dafür der Hauptride des Parks Stunden vor Parkschluss dafür nicht in Betrieb sein kann? Ja, die EMH sind eine tolle Idee gewesen - aber was bringt das, wenn so gut wie keine Attraktionen, Restaurants und Shops geöffnet sind?
Ich wage zu behaupten: Der Großteil der Gäste fährt nicht ins Disneyland, um dort Szenen aus den Star-Wars-Filmen, die er vermutlich eh auf DVD oder Bluray hat, mit einer eher schlechten Projektion auf einer Gebäudefassade zu sehen. Er bezahlt sicherlich auch kein halbes Vermögen dafür, um sich an den Grashalmen oder dem optischen Zustand der Schlossbrücke zu erfreuen. Der Gast will verdammt nochmal Attraktionen fahren, magische Momente erleben und einfach in eine Traumnwelt entführt werden. Mit defekten oder gerade mal wieder zu renovierenden Rides, einem gnadenlos zusammengestrichenen Show-Programm, völlig überzogenen Preisen bei Gastro und Merch und vor allem offensichtlich unnötigen Kapazitätsengpässen funktioniert das allerdings nicht. Was die schöne Werbung verspricht, ist in Paris schon seit Jahren alles andere als Realität - und mit jedem Monat scheint es zur Zeit auch noch immer schlimmer zu werden.
Wenn ich dann noch sehe, dass auf der anderen Seite die Eintrittspreise immer weiter angezogen werden und die Jahreskarten ja gerade aktuell auf ein neues Premium-Hoch gehievt wurden, frage ich mich: Mit welchem Recht eigentlich? Die Operations in Paris liegen inzwischen unter dem Level eines Movie Park oder eines Bobbejaanland. Das Besuchserlebnis für Familien (die an einem Wochenende oder in den Ferien anreisen müssen) ist objektiv gesehen unterirdisch - jeder andere Park ohne das Disney-Label würde in allen Fan-Foren weltweit dafür verrissen, und das mit Recht.
Und wenn dann das Argument der Disney-Figuren kommt: Ja, natürlich strahlen die Kinderaugen, wenn Cinderella oder Dornröschen da rumlaufen. Aber wenn wir mal ganz ehrlich sind: In Bottrop strahlen die genauso, wenn Dora, SpongeBob oder die Ninja Turtles kommen. Vielleicht sind es auch gar nicht unbedingt die Kinderaugen, auf die Disney abzielt, sondern eher die Erwachsenenaugen, die mit diesen Charakteren aufgewachsen sind und dieses Vermächtnis an den Nachwuchs weitergeben wollen. Bei genauerer Betrachtung wäre es für die Kinder nämlich vielleicht sogar pädagogisch wertvoller, sich statt der Micky-Maus-Heftchen (die heutzutage leider auch nur noch ein Schatten ihrer selbst sind) einfach die Asterix-Bände zuzulegen und seine Sprösslinge etwas mehr in diese Richtung zu schieben. Dann wird ein Park-Besuch mit den entsprechenden Figuren auch gleich günstiger und weitaus nervenschonender - zumindest muss man sich dann nicht mit einem Frozen-Overkill auseinander setzen.
Mein Fazit ist jedenfalls: Ich bin froh, dass ich Disneyland Paris kennenlernen durfte, als es noch eine gewisse Magie hatte und ich trauere dieser Zeit auch immer noch hinterher. Allerdings habe ich es zumindest mittelfristig aufgegeben, an eine Besserung zu glauben. Ich werde eventuell mit der Family im Sommer nochmal im Rahmen einer kleinen Frankreich-Tour eine billige Tageskarte kaufen, mit einer gephotoshopten Buchungsbestätigung auf einem Hotelparkplatz parken (nachdem mein Auto mal auf dem Hauptparkplatz aufgebrochen wurde und Disney sich davon nichts angenommen hat, weigere ich mich strikt, 20 Euro für einen nicht überwachten Parkplatz zu bezahlen) und mit einem Behindertenausweis die paar Neuheiten abklappern, die es gibt. Und danach war's das dann erstmal für mich für eine lange, lange Zeit ...
Frustrierte Grüße ...