Hallo,
ich denke, hier gibt es zwei Seiten, zum einen die, die im DLP alles durch die rosarote Brille sehen, zum anderen aber auch die, die alles komplett negativ sehen und das positive ausblenden.
Ich gehöre eher zu den rosarot-Sehern - aber es gibt auch ein paar Sachen, die ich sehr negativ finde, allerdings denke ich, man muß immer zwei Seiten sehen:
1. Toiletten:
Ich finde den Zustand der Toiletten katastrophal. Nun kann das, wenn man das mit den US-Parks vergleicht, zum einen an zu wenig Personal liegen zum anderen aber auch an der Mentalität der Gäste. Es gibt so viele, die über die Sauberkeit auf den Toiletten meckern, die sich dort aber selbst wie die Schweine benehmen. Da kommt kein noch so guter Putzservice nach, außer man stellt so viele Reinigungskräfte ein, dass es für jede Toiletteanlage immer eine Reinigungskraft vor Ort ist. Und selbst dann, muß man erst Mal den Besuchern nachräumen - was bei der Größe mancher Toilettenanlagen sehr zeitintensiv sein dürfte.
Vielleicht ist die Mentalität in den USA anders (ich kann das nicht beurteilen), aber wenn man sich mal andere öffentliche Toiletten anschaut, auch in deutschen Städten oder Parks, dann sieht es da auch nicht besser aus.
Auf den Damentoiletten oft weit schlimmer, als auf den Herrentoiletten, zumindest, wenn ich die Eindrücke, die ich habe, mit denen, die meine Frau bekommt, wenn sie eine Toilette besucht, vergleiche. Das ist kein originäres Problem des DLP.
Ich erinnere mich noch an meine Schulzeit, irgendwann Anfang der 90er ist das passiert: Dort sind die Putzfrauen meines Gymnasiums mal für zwei Wochen in einen Teilstreik getreten und haben sich geweigert, die Lehrer(!!!)innen-Toiletten zu putzen, weil dort der Zustand von allen Toiletten in der Schule am schlimmsten war.
Ich kann es nicht nachvollziehen, aber viele Leute denken wohl, sobald sie sich im öffentlichen Raum bewegen, müssen alle Manieren flöten gehen (oder es sieht bei denen zu Hause auch so aus).
2. Characters:
Ich finde es auch schade, dass die nicht so frei rumlaufen, wie das in den Anfangsjahren der Fall war. Klar, einerseits Sparmaßnahmen etc.
Man sollte aber auch hier wieder mal die Mentalität viele Besucher anschauen, hier gerade der spanischen und französischen, die sich ohne Regeln auf die Characters stürzen, sich nicht anstellen etc. - und das wäre noch weniger kontrollierbar, wenn die Characters sich frei in den Parks bewegen würden. Mir tun da vor allem englische Kinder oft leid, die sich oft, wie sie es gelernt haben, ordentlich bei den Characters für Bilder und Autogramme anstellen, aber fast nie zum Zuge kommen, weil ganze französische und spanische Familien drängeln und auch Erwachsene, die englischen Kinder einfach wegstoßen.
Allerdings ist das auch wieder zum Teil ein Problem der begleitenden CMs, denn die schreiten da meiner Meinung nach, zu wenig ein, bzw. befördern dass teilweise sogar, weil sie französische Kinder bevorzugen.
Also zwei Seiten.
Was man allerdings auch nicht vergessen sollte und was sicher auch eine Rolle spielt, warum die Character weniger frei rumlaufen: So ab Mitte / Ende der 90er wurde es ja große Mode für Heranwachsende, die Character zu treten, schlagen, am Schwanz zu ziehen etc. Ich erinnere mich noch an Zeiten, in denen es "in" war, gerade in spanischen und französischen Foren entsprechende Bilder zu posten und Berichte zu schreiben und es als "cool" galt, sowas zu tun.
Auch hier denke ich, dass die Character in den USA einfach mehr geachtet werden, mehr Teil einer wertgeschätzten Kultur sind und das deshalb einfach besser läuft.
3. Unfreundliche CMs:
Wie schon des öfteren geschrieben, das kann ich nicht nachvollziehen. Ist mir so gut wie nie passiert. Aber vielleicht liegt es auch daran, dass auch ich immer versuche, auf einen CM freundlich zuzugehen und nicht gleich mit der Haltung "ich bin der zahlende Gast, Du nur der einfache Angestellte, der mir zu Dienste zu sein hat".
Diese Mentalität sehe ich aber auch bei vielen Gästen, die CMs sehr abwertend behandeln. Ich kann das nicht ab.
Beispiele für nette CMs, gerade aus der letzten Zeit habe ich in anderen Themen schon geschrieben.
4. Defekte Attraktionen bzw. defekte Teile von Attraktionen
Geht mir teilweise auch zu weit (Pirates, Geysire etc.) und stört mich. Ohne wenn und aber, da muß man eigentlich von einem Premium-Park mehr erwarten dürfen.
Allerdings, denke ich zumnindest, will sich auch der EP im Premium-Segment positionieren. Und da sind meine Erfahrungen - zugegeben, der letzte Besuch ist 4 Jahre her, vielleicht hat sich das um 180 Grad gedreht in der Zeit, dann berichtigt mich bitte - eher so, dass, gerade in den kleinen Attraktionen, der Zustand noch weit schlechter ist, als im DLP.
Den EP, auch wenn ich ihn grundsätzlich mag (und endlich mal wieder hin muß), als positives Beispiel heranzuziehen finde ich hier, aus meiner Erfahrung eher als einen Schuß, der nach hinten losgeht.
5. Mangelhafte Maintenance im öffentlichen Bereich
Da bin ich ähnlicher Meinung wie bei 4.
Zwar hat sich zum 20. Geburtstag hin da einiges getan, aber manchmal sind es auch ganz einfache Stellen, wo schon ein Pinsel reichen würde um ein bisschen nachzustreichen oder ein Schippchen, um die Beete wieder ein bisschen besser in Stand zu setzen.
Da wäre viel geholfen, wenn da mehr passieren würde - und das würde mMn deutlich mehr zur Magie beitragen, als viele andere Sachen.
Aber auch hier, finde ich, muß man die Mentalität vieler Besucher in Betracht ziehen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass viele Besucher in den USA so schlecht mit den Sachen umgehen, die ihnen angeboten werden. Korrigiert mich, wenn ich mich täusche.
Aber Leute, die Picknick in den Blumenbeeten machen, die in die Beete und Grasflächen urinieren (nicht nur Kinder) oder ihre Kinder dort auch größeres verrichten lassen, das ist so eklig, da fehlt mir jedes Verständnis für. Und so was, zumindest die "harmloseren Varianten" sieht man ja nicht selten.
Vom Umgang mit Mobiliar etc. ganz zu schweigen.
6. Geschlossene Restaurants:
Ohne wenn und aber: das geht in der Masse, wie es aktuell ist, gar nicht.
Vielleicht ist es ok, wenn man einen Teil an recht leeren Tagen nicht aufmacht oder früh schließt, aber dass 75% aller Restaurants an sehr gut besuchten Tagen (wie gerade im Juni erlebt) ab 18h geschlossen werden, bzw. teilweise den ganzen Tag zu bleiben, das geht gar nicht.
7. Disney-Magie
Auch hier kann ich nicht vergleichen. Aber für mich ist sie da. Ich hatte Anfang des Jahres eine ziemlich schlechte Phase, emotional, und als wir im Juni im DLP ankamen, da habe ich mich sofort besser gefühlt.
Sobald ich das erste Gebäude des eigentlich Disney-Teils des Resorts gesehen habe, hatte ich Gänsehaut, fühlte mich entspannt und viel mehr, eigentlich fast (oder ganz) Pippi in den Augen. Hey, und das obwohl es das Santa Fe war ;-) (wir waren über die Route National gefahren, direkt zum Citea nach Magny-le-Hongre und auf dem Weg von dort zum Parkplatz am NY ist nunmal das Santa Fe das erste, was man sieht).
Und als wir dann erst am Lake Disney aus dem NY rauskamen etc. wurde das Gefühl, endlich wieder "daheim" zu sein noch viel größer.
Ja, objektiv gibt es hier Punkte, wie man das mit der Magie noch verbessern könnte, mit besserer Instandhaltung, etwas mehr Sauberkeit, mehr Characters (aber das ist halt schwer, wenn die Besucher sich nicht benehmen können), weniger unpassende Musik in der Main Street etc. aber wer im DLP die Magie finden will und versucht, wirklich auch die positiven Seiten zu sehen, der findet Magie. Das ist zumindest meine Meinung.
Zusammengefasst:
DLP hat einige Probleme, die behoben werden sollten.
DLP hat auch originäre Problem, die teilweise an Management / Operations Management liegen, die sich zu wenig um das Disney-Feeling kümmern.
Aber DLP muß, mMn, auch mit Umständen kämpfen, die in den anderen Disney-Parks, so wie man immer wieder lesen kann und erzählt bekommt, einfach nicht bestehen. Eben Besucher-Mentalität und Verhalten. Damit umzugehen fällt sicher nicht leicht, und den Disney-Zauber zu verbreiten fällt da sicherlich schwerer, als in einem Land, wo Disney fest verankerter Teil der kulturellen Identität ist und eine viel größere Wertschätzung erfährt.
Oder als in einem Land wie Japan, wo die Menschen einfach von Kind an zu viel mehr Benehmen und guten Manieren, zu Zurückhaltung erzogen werden, als in unserer Region.
So, das war lang, aber irgendwie wollte ich meine Meinung dazu doch so ausführlich los werden
Viele Grüße,
Torsten