Ich kenne einen Serben, der in Wien lebt und dem ich mal angeboten habe, günstiger ins Kino zu gehen, weil ich entsprechende Gutscheine hatte. Er hat das aber für nicht interessant gehalten und mir erklärt, dass er immer gratis ins Kino geht. Zu diesem Zweck sucht er sich Kinos aus, deren Ausgang aus einer simplen Rolltreppe besteht, die er dann entgegen der vorgesehenen Richtung durchquert.
Weiters habe ich ihm mal angeboten, gratis mit der U-Bahn zu fahren, weil es anlässlich einer Erweiterung einer Wiener U-Bahnlinie im Angebot war. Doch er hat das ebenfalls für nicht interessant empfunden, weil er sowieso immer schwarz fährt. Auf meine Frage, wieso er noch nie erwischt wurde, hat er geantwortet, dass er lediglich nur nie bezahlt hat, weil er stets einen gefälschten Ausweis dabei hat. Seine vielen Erlagscheine daheim bezeichnet er als seine Trophäensammlung. Manchmal, wenn die Kontrolleure skeptisch sind, erzählt er eine vorher fix und fertig ausgedachte Geschichte, z.B. wenn jemand seine Adresse unter dem angegebenen Namen samt erfundener Adresse nicht findet, etwa, dass er grad in die Schweiz übersiedelt oder von dort kommt und deshalb da / dort nicht mehr / noch nicht aufscheint.
Krankenversichert ist er nicht, weil er sonst einen Kurs vom AMS (Arbeitsmarktservice) machen müsste. In dem Fall kann ich das aber sogar verstehen, denn in Österreich werden arbeitslose Bankdirektoren mit Berufssprache Englisch in einen Englisch-Anfängerkurs geschickt, wo man lernt, dass man "he goes" und nicht "he go" sagt, aber das ist eine andere Geschichte.
Staatsbürgerschaft hätte er nur angenommen, wenn die Volksbefragung über die Wehrpflicht zu deren Abschaffung geführt hätte, was aber für die vielen deutschen Studenten in Österreich auch gilt, die ja wegen der EU-Freizügigkeit sowieso keine Staatsbürgerschaft brauchen. Wählen würde er wohl trotzdem können, wenn er wollte, z.B. per Briefwahl mit dem Stimmzettel eines Staatsbürgers, der nicht wählen geht.
Als er mich gefragt hat, ob ich schon mal den Teich bei mir in der Nähe benutzt habe und ich ihm gesagt hab, dass der privat ist, hat er gemeint "Das würde mich nicht abhalten" und sein Motto angefügt "Ich finde immer einen Weg". Der Weg, um den es hier geht, ist also auf dem Bild ersichtlich. Sehr schön.
Als Kind war er mal in Paris bei seinen Verwandten, doch das versprochene Disneyland wurde ihm nicht erfüllt, weil er irgendwas mit Krachern gemacht und / oder gezündelt hat und somit Disneyland gestrichen war. Aber seine Verwandten kennen diesen Eingang vielleicht.
Er argumentiert es so: Es ist zwar illegal, aber solange es niemandem schadet, kann ich damit leben. Er meint aber eben nur körperlich. Dass man jemandem wirtschaftlich schaden kann, ist ihm wohl egal bzw. nicht bewusst. Dennoch verstehe ich ihn, denn wenn man seine - und das gilt wohl für viele Menschen, wie z.B. die Familie, von der weiter oben die Rede war - Lebenssituation sieht, versteht man besser, dass vieles trotz Anstrengung nie finanzierbar wäre und man somit auch ab und zu was erleben will. Er wohnt mit dem Bruder in einem Zimmer und die Duschkabine haben sie sich in der Küche selbst eingebaut. Rote Ampeln und Bahngleise sind selbstverständlich kein Tabu zum Überqueren. Insgesamt eine Katastrophe, dennoch sympathisch. Ist eben eine andere Kultur. Das, was du da in Frankreich gesehen hast, waren wohl auch keine Franzosen.
Letztendlich find ich es in Ordnung, wenn es nur Leute machen, die sich das sonst nie leisten könnten und wenn diese sich ordentlich benehmen. Und wer weiss: Manche dieser Gratisgäste bringen dem Disneyland vielleicht sogar mehr ein, wenn sie statt dem Eintritt mehr für Souvenirs und Essen bezahlen als ehrliche Leute, die nur einmal kommen.
Ich finde das
insgesamt keineswegs in Ordnung, sehe aber den Handlungsbedarf bei Disney, weil dieser Durchgang ja offenbar ein Fehler ist. Falls das nur wegen der Rollstuhl- und Kinderwagenfahrer ist, würde doch auch eine elektronische Tür ein Verlassen dieser Besuchergruppen ermöglichen, ohne Eindringlingen Tür und Tor zu öffnen. So lange das nicht behoben ist: Selber schuld!