Komme gerade aus dem Kino. Der Film hat bei mir nur eine ambivalenten Eindruck hinterlassen.
Eine unerwartete Reise hat mir kurzweiliges Entertainment geboten, aber meine hohen Erwartungen wurden enttäuscht.
Im Vergleich zu den
Gefährten in 2001 gab's bei mir nun eine deutlich schwächere emotionale Reaktion. Damals war ich völlig begeistert und konnte es kaum abwarten, die
Zwei Türme zu gucken. Jetzt kam ich halbwegs zufrieden aus dem Kino, aber die einjährige Wartezeit bis zum nächsten Teil wird mir garantiert nicht lang erscheinen.
ACHTUNG! Ich habe ein paar Spoiler eingebaut, um meine Kritik zu illustrieren.
Eine unerwartete Reise ist in meinen Augen hervorragend produziert und bietet auch im Überfluß die Schauwerte, die man sich von so einer Produktion erhofft: Vor allem der Prolog, der das Innere der Zwergenstadt zeigt, und die Szenen in Rivendell, das noch in voller Blüte steht, sehen fabelhaft aus. Am Look des Films und an der Inszenierung habe ich überhaupt nichts zu meckern.
Deutliche Mängel sind m.E. hingegen auf der inhaltlichen Seite vorhanden. Man merkt ständig, daß hier ein nur 300 Seiten (!) langer Roman zu einer Filmhandlung von vermutlich insgesamt 8 Stunden Länge aufgebläht wurde. Beim
Herrn der Ringe wurde dagegen ein über 1.200 Seiten langes Buch sehr sorgfältig zu ca. 9 bis 10 Stunden Filmhandlung zusammengekürzt. Das hatte damals gut funktioniert. Jetzt ist es schiefgegangen.
Der erste Akt des Films bis zum Aufbruch der Expedition ist mir viel zu lang erschienen. Die stellenweise albernen Szenen wie die Zwerge Bilbos Höhle verwüsten sind völlig überdehnt und für den Handlungsaufbau fast ohne Belang. Ich habe mich stellenweise richtig gelangweilt. Erst etwa ab der Hälfte, d.h. ab dem Aufenthalt in Rivendell, erhält die Handlung ein angemessenes Erzähltempo und auch der Spannungsbogen zieht deutlich an.
Als weitere deutliche Schwäche habe ich die Charaktere empfunden. Von den zwölf Zwergen stachen eigentlich nur vier Leute als richtige Persönlichkeiten hervor. Der Rest war nur gleichförmige Staffage. Im
Herrn der Ringe hatte hingegen jede einzelne Figur ein klar erkennbares und interessantes Profil – sehen wir mal von Merry und Pippin ab, die auf die Funktion eines lustigen Sidekick-Duos beschränkt blieben. Anders gesagt: Es hat im Herrn der Ringe einfach viel mehr Spaß gemacht, sich mit den Charakteren zu beschäftigen.
Im selben Sinne habe ich vermisst, daß es keinen eindeutigen Schurken gibt. Mal ist es der Drache, dann ist wieder von einem mysteriösen Necromancer die Rede und letztlich wird ein weißer Orc aus dem Hut gezaubert, der mit seiner Bande den Showdown des ersten Teils bestreiten muß.
Ein völliger Griff ins Klo war für meinen Geschmack der Zauberer Radagast, der einfach nur affig und überflüssig rüberkam. Der Vergleich mit Jar Jar Binks in den
Star Wars Prequels trifft den Nagel auf den Kopf. Ich muß zugeben: Ein klein wenig hatte ich gehofft, daß Radagast mit seinem Kaninchen-Schlitten von den Orcs in Stücke gerissen wird. Vielleicht passiert das ja noch.
Last but not least noch ein wichtiges Detail: Mir fehlte (auch) eine Liebesgeschichte, wie es sie im
Herrn der Ringe mit Aragorn und Arwyn gab. Hioer hätten die Drehbuchautoren gegenüber dem Roman ruhig etwas dazu erfinden dürfen.
Rückblickend war
Eine unerwartete Reise für mich ein Film, bei dem einige Einzelteile mich wirklich beeindrucken konnten, aber die Summe dieser Einzelteile hat mich nicht überzeugt.
Dennoch freue ich mich natürlich auf den zweiten Teil.
Cheers!
Dan
Ach ja: Knapp drei Stunden 3D gucken habe ich als Quälerei emfunden. Den nächsten Teil möchte ich - sofern möglich - in 2D sehen.