Und das ist der springende Punkt: "eben auch gern mal was lesen, woran man sich stören kann". MAL. Aber solche Artikel zum Thema Disney sind keine Seltenheit, sondern in den deutschen Medien langsam Programm. Und ich finde, gerade dieser FAZ-Artikel drückt all das aus, was schon zahlreiche Artikel zuvor ebenfalls getan haben: Disney ist amerikanisches, unnützes Brimborium, was deutsche Kinder / Familien / Erwachsene nicht brauchen.
Ich sehe Disney durchaus auch ohne rosa Brille und könnte genügend Dinge aufzählen, die mir an der Marke und den einzelnen Produkten missfallen. Das ist doch auch alles in Ordnung und zeigt, dass man sich auch mit den Inhalten auseinandersetzt. Aber diese Arroganz, die hier von diversen Autoren an den Tag gelegt werden, geht einfach zu weit darüber hinaus. Im Kontext und der Metaebene heißt es meistens - sei es nun zu Disneyland (Ein Traum, wenn man nicht Euro Disney schreibt!), Disney World (ein Traum, wenn das Journalisten überhaupt von Disneyland unterscheiden können!) oder anderen Dingen:
"Ach, mein Gott, diese naiven, leicht zu begeisternden Amis! Immer die mit ihrem unechten Glitzerkitsch und ihrer oberflächlichen Traumwelt! Purer Kommerz, und Kommerz ist scheiße! Sowas haben wir nicht nötig! Ich erziehe mein Kind anständig und fahre lieber an den Naturstrand an der Nordsee, weil ich besser bin als die einfachen Amerikaner. Daher, liebe Leser: Seid schlau und tut euch den Scheiß nicht an."
Und diese Aussage findet man mehr oder weniger in gefühlten 80-90 Prozent aller subjektiven, nicht von Pressemitteilungen gesteuerten Artikeln in Deutschland. Ist alles, was künstlich, kommerziell und aus Amerika kommt, automatisch lächerlich und Müll? Ich sage bewusst alles, weil ich ähnliche Reaktionen auf andere Bereiche der Unterhaltungsbranche immer wieder mitbekommen habe. Gerade der Bereich Musical wird in Deutschland auch oft abgestempelt als "amerikanischer und unnötiger Tingeltangel-Mist". Ich glaube schon, dass das in gewisserweise auf eine generelle Skepsis und auch eine ablehnende Haltung gegenüber Amerikanischem hinweist und sich viele Europäer und vor allem auch Deutsche als "überlegen" sehen - ganz nach dem Motto: "Wir kommen aus Europa - wir haben eine Kultur" (was die Autorin des FAZ-Artikels schon sehr deutlich zum Ausdruck bringt).
Da frage ich mich echt: Muss das sein? Ganz besonders in Hinblick auf die Tätigkeit der Autorin im Reiseressort finde ich eine solche Überheblichkeit völlig unangepasst...