Wieder Anschläge in Paris - 13.11.15

torstendlp Unser DVC-Waschbär mit Bart
Teammitglied
Eine Reformation ist nur denkbar mit einer Abkehr vom exklusivistischen und missionarischen Denken.
Jein, das halte ich beides nicht für notwendig.
Grundsätzlich kann eigentlich keine Religion davon ausgehen, nicht die "einzig wahre" zu sein - das wäre ein Widerspruch in sich.
Entscheidend wäre, dass die Religion, auch wenn sie sich selbst weiterhin als einzige wahre sieht, akzeptiert, dass es jedem Menschen als Individuum freisteht, anders zu denken.
DAS sehe ich bei der katholischen Kirche weitgehend, es gibt hier keinerlei Kirchenstrafen mehr für Apostasie etc. - anders sieht das bei evtl. sozialer Ächtung in extrem strengen Gemeinden aus, wobei das weniger die katholische Kirche betrifft, als eher evangelikale Freikirchen und Sekten.

Und auch gegen Mission ist nichts einzuwenden, so lange sie nicht unter Zwang und/oder mit Gewalt geschieht, sondern auf dem Weg der Überzeugungsarbeit.

Damit tut sich selbst die heutige römisch-katholische trotz aller Reformen wie dem Zweiten Vaticanum sehr schwer.
Theologisch mag das noch so sein und auch in den Köpfen vieler Vertreter ist das so (ich erinnere mich immer wieder an einen Mönch, mit dem ich zusammen studierte, der menschlich so liberal war wie nur irgendwas, aber theologisch extremst konservativ), aber es wirkt sich nicht in der Form wie beim Islam auf den Alltag aus, nicht aus zwischenstaatliche Beziehungen, nicht auf die Bildung (para)militärischer Einheiten - von einigen Extremisten, vor allem in den USA, mal abgesehen, aber die sind auch viel mehr dem evangelikalen Spektrum, als dem katholischen zuzuordnen.

In anderen Religionen ist man pluralistischer eingestellt und erkennt andere Wahrheiten und Götter als gleichberechtigt an.
Für polytheistische Religion kann das auch gelten, auch ohne Aufgabe des eigenen Glaubens, bei monotheistischen schließt es sich per Defintion aus, andere Wahrheiten als gültig anzuerkennen.
Damit meine ich, diese theologisch als gültig anzuerkennen - was sie anerkennen können (und müssen) ist, dass andere Menschen andere Wahrheiten als gültig anerkennen.

Solange aber der Koran, verstanden als Selbstoffenbarung Allahs, davon erzählt, dass nur der Islam die richtige Religion ist und alle anderen nur Irrlehren, die vom rechten Glauben noch überzeugt werden müssen, dann sehe ich schwarz.
Volle Zustimmung.

Die Einsicht, dass der Koran ein historisch gewachsenes Konstrukt und nicht das Wort Gottes (im wirklich wörtlichen Sinn) ist, wäre der erste und wichtigste Schritt, der auch den terrorverbreiteitenden Idioten nähergebracht werden müsste.
Es ist gar nicht mal notwendig, meiner Meinung nach, das den Terroristen nahezubringen, es würde reichen, wenn das die überwiegend friedliche Mehrheit der Muslime verinnerlichen würde.
Bei den Terroristen ist ohnehin Hopfen und Malz verloren, aber das Problem ist, dass selbst große Teile der friedlichen, moderaten Muslime (ich rede hier wieder nicht von denen in Deutschland oder Europa, die wir persönlich kennen oder im Freundeskreis haben! Moderat hier in Europa ist etwas ganz anderes, als moderat in den mehrheitlich islamischen Ländern) oder derer, die sich als solche bezeichnen, zwar Gewalt und Art des Vorgehens des IS ablehnen, aber Koran und das Leben Mohammeds in gleichermaßen überhöhen und außerhalb von Kritik stellen und somit auch nur die Taten der Terroristengruppen angreifen können, aber sich viel schwerer damit tun, deren theologisches Fundament zu hinterfragen, denn das würde gleichermaßen bedeuten, das Leben des Propheten und den Koran selbst zu hinterfragen.
 
torstendlp Unser DVC-Waschbär mit Bart
Teammitglied
Ich weiß nicht, ob ich die Frage richtig verstehe, aber:

Eine Frage zwischendurch: Wie seht ihr das Problem mit den Gegenangriffen? Wird damit vielleicht ein Kriegszustand erreicht?
aber es gibt meiner Meinung nach überhaupt keinen Kriegszustand mehr zu erreichen, wir befinden uns mit dem radikalen Islam im Krieg, nicht erst seit Freitag, auch nicht erst seit dem IS, sondern schon viel länger.

Wenn Deine Frage auf bürgerkriegsähnliche Zustände in Frankreich abzielt:
Nein, ich denke nicht, da weder IS noch andere Gruppen in der Lage sind, innerhalb Europas flächenmäßig Krieg zu führen.
Das ist auch gar nicht Ziel des IS.
Ziel des IS (und der meisten anderen Gruppen) in Europa ist es, Terror zu verbreiten, Terror, der am Ende dazu führt dass wir unseren Lebenswandel ändern.
Dabei setzt er nicht auf hochkomplexe Attentate wie al-Quaida früher, sondern eher auf Anschläge kleiner Zellen überraschend und verteilt. Die Anschläge von Paris dürften meiner Meinung nach die Obergrenze an Komplexität sein, die vom IS ausgehen könnte.
Einfach deshalb, weil der IS weiß, dass hochkomplexe Planung, teilweise langjährige Vorarbeiten, wie die al-Quaida getan hat, heute wg. verstärkter Sicherheitsvorkehrungen viel leichter auffallen können UND weil am Ende viele kleine Taten, wenn sie dann auch noch an Orten passieren, die nicht im Fokus stehen, lass das Detmold oder Braunschweig sein, Cottbus oder einfach in einem kleinen Dorf in der Provinz, am Ende viel mehr Angst verbreiten, weil man sich noch weniger in Sicherheit fühlen kann, nirgendwo.
Mein Tipp ist zumindest, dass der nächste Anschlag nicht in einer der Großstädte passieren wird, dass der nächste Versuch irgendwo passiert, wo man es nicht erwartet, in einem Kleinstadt, in mehreren Dörfern synchron, vielleicht gar nicht mit Waffen, sondern mit Autos, die in größere Menschenmengen fahren a la Graz o.ä.

Ich wollte euch nicht unterbrechen, aber wenn jemand da was zu sagen könnte wäre es super 😆 wir wägen nämlich gerade ab, im Januar nach Disney zu fahren (ich möchte auf jeden fall; meine Mutter ist allerdings skeptisch)
Disneyfanphone
wir bleiben dabei, dass wir im Januar fahren.
Wir überlegen gerade sogar, morgen Abend oder Mittwoch spontan loszufahren, eben "gerade jetzt" - allerdings ist das von der Arbeit abhängig und ob ich Dinge, die diese Woche sein müssen, heute und morgen erledigt bekomme.
Nicht fahren wäre genau das zu tun, was die Terroristen erreichen wollen.
 
Bannerwerbung WDW Frühbucher Angebot 2025: Gratis Dining Plan, 14 Tage für 7, Memory Maker und 200€ Rabatt Bannerwerbung WDW Frühbucher Angebot 2025: Gratis Dining Plan, 14 Tage für 7, Memory Maker und 200€ Rabatt
Disneyfan blättert noch in der Broschüre
Ja du hast mich richtig verstanden. Meine Mutter hat Sorge, dass man in Frankreich, "sofern man den hinkommt", alles andere als zumindest etwas sicher sein wird. Verstehen tu ich das, aber ich persönlich würde auf jeden Fall fahren, es sei denn es passiert die tage etwas dramatisches. Dann würde ich es mir zumindest überlegen, aber ich möchte dem Terror auf gar keinen Fall nachgeben.

Ich habe das auch überlegt, am Wochenende zu fahren. Und er Woche ist es nicht möglich. Aber die Preise haben das ganze dann doch abgesagt, für 2 Tage ist mir auch der Aufwand zu hoch

Disneyfanphone
 
Baltic findet sich ohne Parkplan zurecht
Warum sollte man nicht hinkommen können?
Man kommt an die Grenze und muss (anders als sonst) seinen Ausweis vorzeigen, das ist alles.
Und sicher ist es im Moment in Frankreich ganz bestimmt, weil jeder auf jedes und alles achtet.
 
Disneyfan blättert noch in der Broschüre
Warum sollte man nicht hinkommen können?
Man kommt an die Grenze und muss (anders als sonst) seinen Ausweis vorzeigen, das ist alles.
Und sicher ist es im Moment in Frankreich ganz bestimmt, weil jeder auf jedes und alles achtet.
Ich denke auch nicht, das der thalys sich unterkriegen lässt..
Ich habe heute 2 Videos gesehen, wo Grenzübergänge nicht überwacht waren und man einfach so wie immer durch konnte...hoffentlich war das Fake 😲

Disneyfanphone
 
torstendlp Unser DVC-Waschbär mit Bart
Teammitglied
Belle97; schrieb:
Dein Gelaber aber genauso! Solche Hetzereien haben hier nichts zu suchen. Man kann nicht die ganze Schuld auf Flüchtlinge[...].
This!
bis hierhin stimme ich dem "This!" zu.
Belle97; schrieb:
...oder den Islam schieben
This!
das "This!" hierauf auszudehnen halte ich für sehr gewagt.

Natürlich hinterlassen einen die schrecklichen Taten sprachlos.
Darum hinterlasse ich dieses Video von John Oliver (enthält viele böse F und A wörter)
LastWeekTonight - The Paris Attacks - YouTube
Das Video ist aber in jedem Fall sehr sehr gut.
 
Eine Frage zwischendurch: Wie seht ihr das Problem mit den Gegenangriffen? Wird damit vielleicht ein Kriegszustand erreicht?

Ich wollte euch nicht unterbrechen, aber wenn jemand da was zu sagen könnte wäre es super, wir wägen nämlich gerade ab, im Januar nach Disney zu fahren (ich möchte auf jeden fall, gerade jetzt ist derrière Unterstützung wichtig; meine Mutter ist allerdings verständlicherweise skeptisch, wenn es vielleicht zum "Krieg" zwischen den beiden "Staaten" kommt)
Falls dss eher in den anderen thread gehört, gerne verschieben.

Disneyfanphone
Ich habe damit kein Problem, wenn sich die Franzosen an der IS rächen. Sie haben jegliches Recht, vergeltungschläge gegen den IS zu fahren. Was sollen sie denn sonst tun?
 
Disneyfan blättert noch in der Broschüre
Verstehen kann ich es auch. Allerdings ist es für mich fragwürdig, ob es die richtige Lösung ist...Aber um darüber urteilen zu können habe ich mich nicht genug mit dem Thema Terrorismus befasst, das können andere bestimmt besser beurteilen.

Die Zeit wird antworten bringen.

Disneyfanphone
 
Zuletzt bearbeitet:
thorroth Böser Zwerg
Einen Kriegszustand im rechtlichen Sinne kann es mit ISIS nicht geben, da es diesen nur zwischen Staaten gibt und der Krieg erklärt werden muss. Selbst der Konflikt in der Ukraine ist offiziell kein Krieg mit den Russen.

Dass es zur Verschärfung der Sicherheitslage kommen kann, ist sicher möglich. Man sollte aber immer im Auge behalten, dass die Anschläge lange geplant sind und viele Terrorzellen vorher auffliegen. Insofern denke ich nicht, dass wir hier wöchentlich ISIS-Angriffe haben werden.

Das dürfte wohl das IRA-Niveau erreichen: Alle paar Monate eine Bombe oder Attentat. Zum Schluss waren die Engländer und speziell die Londoner in der Sache recht abgebrüht und relaxed. Das sind die Israelis, die auch nicht die beste Sicherheitslage haben, auch. Da geht das Leben auch jedes Mal nach einem Anschlag/ einer Anschlagsserie weiter. Das ist natürlich kein Trost für die, die es dann tatsächlich trifft.
 
Erlinho macht ein Foto vom Schloß
bis hierhin stimme ich dem "This!" zu.


das "This!" hierauf auszudehnen halte ich für sehr gewagt.
Vielleicht ist da ja ein Problem der Herkunft, aber in der Region in der ich aufgewachsen bin ist es völlige Normalität das man Kontakt mit Muslimen hat.
Ich hatte vom Kindergarten bis zur Uni immer muslimische Mitschüler, Kommilitonen oder Arbeitskollegen. Die durch ihr Elternhaus ihre Religion mal mehr mal etwas weniger modern ausgelegt haben. Deswegen ist es mir auch Fremd Leute nach nach Herkunft und Leute nach Herkunft oder danach zu bewerten welche fiktive Superpower die irgendwer irgendwann mal gesehen haben will anbetet. Ich unterscheide die Menschen ganz einfach in nach Arschloch und kein Arschloch. Natürlich gibt es Arschlöcher unter den Moslems, wie es auch Arschlöcher unter den Christen gibt. Genauso gibt es aber auch muslimische Geschäftsleute hier in Duisburg die letztes Jahr in ihrem Stadtteil dafür gesorgt haben, dass die traditionelle Weihnachtsbeleuchtung angebracht werden konnte (übrigens mit der sehr sympatischen Begründung "Ja, is' do Weihnachten")
Ich lehne daher diese unsäglichen Pauschalisierungen ab.
Schließlich möchten die gläubigen Christen hier ja auch nicht mit dem KKK, Brejvik oder den Morddrohungen aussprechenden Pro-Life Aktivisten aus den USA gleicht gesetzt werden, oder?
 
Vielleicht ist da ja ein Problem der Herkunft, aber in der Region in der ich aufgewachsen bin ist es völlige Normalität das man Kontakt mit Muslimen hat.
Ich hatte vom Kindergarten bis zur Uni immer muslimische Mitschüler, Kommilitonen oder Arbeitskollegen. Die durch ihr Elternhaus ihre Religion mal mehr mal etwas weniger modern ausgelegt haben. Deswegen ist es mir auch Fremd Leute nach nach Herkunft und Leute nach Herkunft oder danach zu bewerten welche fiktive Superpower die irgendwer irgendwann mal gesehen haben will anbetet. Ich unterscheide die Menschen ganz einfach in nach Arschloch und kein Arschloch. Natürlich gibt es Arschlöcher unter den Moslems, wie es auch Arschlöcher unter den Christen gibt. Genauso gibt es aber auch muslimische Geschäftsleute hier in Duisburg die letztes Jahr in ihrem Stadtteil dafür gesorgt haben, dass die traditionelle Weihnachtsbeleuchtung angebracht werden konnte (übrigens mit der sehr sympatischen Begründung "Ja, is' do Weihnachten")
Ich lehne daher diese unsäglichen Pauschalisierungen ab.
Schließlich möchten die gläubigen Christen hier ja auch nicht mit dem KKK, Brejvik oder den Morddrohungen aussprechenden Pro-Life Aktivisten aus den USA gleicht gesetzt werden, oder?
Es geht doch gar nicht darum irgendjemand in eine Ecke zu stellen. Es kann doch nicht sein, das man einfach unkontrolliert hundertausende Flüchtlinge ins Land lässt ohne irgendeine Überprüfung. Wenn ich ne Reise in die USA machen will, werde ich doch auch überprüft oder wenn ich am Flughafen bin, werde ich auch überprüft. Warum soll das bei den Flüchtlingen plötzlich so moralisch verwerflich sein? Wenn nur 0,01 % von den Flüchtlingen tatsächlich IS-Terroristen sind, dann haben wir ein Problem. Ich darf daran erinnern, das nur 8 von diesen Kreaturen notwendig waren um 130 Menschen zu ermorden. Die Ausrede das das nicht möglich ist, lasse ich nicht gelten. Damit macht man es sich zu einfach. Wenn es möglich ist, jedes Jahr über hundertausende Fluggäste zu kontrollieren, dann muß das auch möglich sein. Vor allen Dingen muß auch den Flüchtlingen klar sein, welche Regeln hier in Deutschland gelten.
 
torstendlp Unser DVC-Waschbär mit Bart
Teammitglied
Vielleicht ist da ja ein Problem der Herkunft, aber in der Region in der ich aufgewachsen bin ist es völlige Normalität das man Kontakt mit Muslimen hat.
Nein, das denke ich nicht.
Mir geht es gar nicht um die einzelnen Muslime, schon gar nicht um die, die wir selbst evtl. in unserem Bekanntenkreis haben oder haben können.

Mir geht es um die Ideologie des Islams, das versuche ich auch immer wieder zu betonen.
Ich kann ehrlich nicht verstehen, warum gerade diese Ideologie immer wieder so in Schutz genommen wird und warum sich Kritik daran quasi verbietet, während man andere radikale Ideologien massiv kritisieren darf, ohne in eine Ecke gestellt zu werden.
Ich halte den Islam nicht nur für eine Religion, sondern auch (und vor allem) für eine - und den Ausdruck meine ich ernst und keineswegs polemisch - faschistische Ideologie.
Und darum geht es mir.

Entweder spricht man sich ALLE faschistischen Ideologien aus, kritisiert diese und versucht ihnen zu begegnen, oder man lässt es besser gleich, sich immer nur auf den Kampf gegen den rechten Faschismus zu bekämpfen (wo man auch bei Aussagen dagegen am wenigsten Widerspruch erwarten muss) aber andere Formen des Faschismus zu zu ignorieren halte ich für unredlich - denn Faschismus gibt es keineswegs nur am rechten Rand.

Mit offener Kritik am rechten Faschismus tut sich ja auch nahezu keiner schwer, von ein paar ganz kruden Gestalten mal abgesehen, mit solcher an links-faschistischen Ideologien a la dem Kommunismus des stalinistischen Sowjetunion u.a. nur die extreme Linke etc.
Aber beim Islam hat man Angst, den moderaten Muslimen auf die Füße zu treten.

Ich glaube also eher, das Problem liegt nicht in der Herkunft oder, dass Du moderate Muslime kennst, sondern einfach daran, dass Du Dich mit dem Kern der islamischen Theologie und seiner politischen Ideologie noch nicht befasst hast, wie Du selbst ja auch schon öfter mal gesagt hast.

Ich betone nochmal: Mir geht es NICHT um einzelne Muslime, auch nicht um Muslime generell mir geht es um die Ideologie, die hinter dem Islam steht.

JETZT wird es kurz polemisch, aber ich glaube der Vergleich passt dennoch:
Ich gehe jede Wette ein, dass die meisten von uns sich privat durchaus ganz gut mit vielen Anhängern der NSDAP ebenso gut verstanden hätten, wie mit vielen Muslimen oder mit 90% der Anhänger der KPdSU ganz entstpannt einen Wodka hätten trinken können (ja, Du eher ein Wässerchen und keinen Wodka, ich weiß) - aber dennoch dürfen (und sollten) wir die radikalen Ideologien ihrer Parteien massiv kritisieren.

Schließlich möchten die gläubigen Christen hier ja auch nicht mit dem KKK, Brejvik oder den Morddrohungen aussprechenden Pro-Life Aktivisten aus den USA gleicht gesetzt werden, oder?
Nein, möchte ich nicht - aber mir steht es dennoch frei, solche radikalen Gruppen wie den KKK und seine Anhänger massiv zu kritisieren und ihre menschenverachtenden Ideologien abzulehnen, ohne dass ich da Scheuklappen haben muss, weil es sicher unter denen sicher auch Leute gibt, die privat echt nett sind und vielleicht nur aus familiären Gründen, Tradition etc. da "reingerutscht" sind oder weil ich von vielen, wenn ich mit denen privat zu tun hätte vielleicht gar nicht wüsste, dass sie zum KKK oder [radikale Gruppe einsetzen] gehören würden.

Und was noch dazu kommt:
Keine dieser Gruppen kann für sich zum Anspruch nehmen, dem Leben ihres Religionsstifters nachzueifern - genau das können aber die radikalen Gruppen, zu den Taten Mohammeds habe ich an anderer Stelle in diesen Thread schon mehrfach geschrieben.
Und, wie schon oft geschrieben, wird auch unter moderaten Muslimen Kritik und eine historisch-kritische Betrachtung der Person Mohammeds leider bis heute in allergrößten Teilen nicht akzeptiert, das selbe gilt für eine historisch-kritische Betrachtung des Korans, ganz im Gegensatz zum christlichen Umgang mit der Bibel, die selbst in den konservativsten Zirkeln der katholischen Kirche heute (und schon lange) nicht mehr außerhalb einer historisch-kritischen Analyse steht.
Und vielen Menschen denken, sie täten dann was gutes, wenn sie Mohammed auch noch in Schutz nehmen und sich auch als Nicht-Muslime z.B. gegen Mohammed-Karikaturen aussprechen. Viele derselben Leute lachen dann aber herzhaft über eine "Jesus-am-Kreuz"-Karikatur, bei der er am Kreuz hängend irgendeinen dummen Spruch macht - ich lache da übrigens auch und habe keinerlei Probleme damit, wenn das Christentum karikiert wird. Und ja, es gibt einzelne radikale Christen, die dann (meist nur verbal) auf die Barrikaden gehen, aber das ist nichtmal 1% dessen, was in den islamischen Ländern und auch unter sonst moderaten Muslimen abgeht, wenn mal wieder Mohammed karikiert wird, inkl. Pünderungen, Anschlägen etc.

Die Aussage, die immer wieder kommt, ja quasi reflexartig, oft nocht bevor man an die Opfer islamischer Anschläge denkt:
"Dieser Terror hat nichts mit dem Islam zu tun" ist so, als würde man sagen:

"Die Conquista Südamerikas hat nichts mit dem Christentum zu tun"
"Die Inquisition hat nichts mit dem Christentum zu tun"
"Die Kreuzzüge haben nichts mit dem Christentum zu tun"

Würdest Du diese Aussagen auch unterschreiben, so wie Du versuchst zu sagen, dass die tausenden(!) Terrorakte der letzte 20 Jahre nichts mit dem Islam zu tun haben?

Noch eine letzte Anmerkung dazu:
Ich würde nicht sagen, dass diese oben genannten Dinge nichts mit dem Christentum zu tun haben! Aber: Ich würde sagen, dass es für keinen der drei eine Begründung oder gar Aufforderung im NT gibt (das AT können Christen ohnehin als rein historisches Werk sehen und seine "kritischen" Stellen können wir auch ganz offen benennen, ohne sie zu relativieren, wie das auch im moderaten Islam immer wieder passiert mit "aber Mohammed musste doch seine Gemeinde schützen" oder "die 80 Kriege die Mohammed in seinen letzen 8 Lebensjahren geführt hat, waren alles nur Verteidigungskriege" - ja, nee, ist klar, deshalb führten die auch alle zur Expansion, wenn sie nur auf Verteidigung ausgelegt waren - usw.) oder gar im Leben ihres Religionsstifters.
Im Koran ist es aber eben gänzlich anders und das ganze Leben Mohammeds nach dem Wegzug aus Mekka war eben auf Raub und kriegerische Ausdehnung, auf Versklavung und Bekämpfung seiner Gegner ausgelegt etc.
 
Erlinho macht ein Foto vom Schloß
[...]
Die Aussage, die immer wieder kommt, ja quasi reflexartig, oft nocht bevor man an die Opfer islamischer Anschläge denkt:
"Dieser Terror hat nichts mit dem Islam zu tun" ist so, als würde man sagen:
[...]
"Die Conquista Südamerikas hat nichts mit dem Christentum zu tun"
"Die Inquisition hat nichts mit dem Christentum zu tun"
"Die Kreuzzüge haben nichts mit dem Christentum zu tun"
[...]
Mit dem Posting befasse ich mich - sollte ich Zeit haben - wenn ich zu Hause bin.
Dazu aber ganz kurz.
Ich sage bei jedem dieser verachtenswerten von Arschlöchern ausgeübten Anschläge grundsätzlich:
Erlinho schrieb:
Natürlich haben die Anschläge mit dem Islam zu tun
weil
Erlinho schrieb:
Die Kreuzzüge hatten mit dem Christentum zu tun.
Das muss man meiner Meinung nach ganz klar diskutieren, denn wenn sich so ein riesiges Arschloch auf etwas bezieht auf das ich (jetzt rein hypothetisch, wenn mich jemand ernsthaft als gläubig bezeichnet den ... den .... holt mein Anwalt! Jawoll .... öhm wo war ich ach ja) glaube (wie gesagt rein hypothetisch) dann muss man erörtern, ob das nun ein durch geknallter Spinner ist, oder ob es tatsächlich eine Grundlage dazu gibt.
 
torstendlp Unser DVC-Waschbär mit Bart
Teammitglied
(jetzt rein hypothetisch, wenn mich jemand ernsthaft als gläubig bezeichnet den ... den .... holt mein Anwalt! Jawoll .... öhm wo war ich ach ja)
Natürlich bist Du gläubig! Du glaubst daran, dass es keinen Gott gibt, oder?
Auch Atheismus ist am Ende des Tages eine Religion, denn die Nichtexistenz Gottes ist genau so unmöglich zu beweisen, wie die Existenz Gottes.
Ich erwarte jetzt in aller Seelenruhe die Kontaktaufnahme Deines Anwaltes.

Das muss man meiner Meinung nach ganz klar diskutieren, denn wenn sich so ein riesiges Arschloch auf etwas bezieht auf das ich glaube (wie gesagt rein hypothetisch) dann muss man erörtern, ob das nun ein durch geknallter Spinner ist, oder ob es tatsächlich eine Grundlage dazu gibt.
Ja und genau DAS findet bei den Islamverbänden nicht statt, auch nicht bei denen, die sich selbst als moderat bezeichnen und die sich dann gerne mit ein paar Politikern unter dem Brandenburger Tor präsentieren (aber nachher ihren Teil der Kosten für die gemeinsam veranstaltete Kundgebung nicht zahlen wollen).
Die bekunden zwar artig ihr Mitgefühl, sagen kurz, dass man diese Taten natürlich verabscheut, nur um dann aber viel lauter zu betonen "das hat alles nichts mit dem Islam zu tun".
Und in den kommenden Tagen, wenn es wieder in allen Fernsehsendern Talk-Shows zum Thema gibt, bei denen sich 3/4 der Zeit auch gar nicht mit der Problematik der islamischen Ideologie befassen, sondern auch damit, dass das alles ja nichts mit dem Islam zu tun habe, entsenden sie ihre Vertreter dahin, die dann immer und immer wieder Sure 5:32 als Beweis für die Friedlichkeit des Islams zitieren... naja, oder besser gesagt: zitieren, unter Weglassung des Einleitungssatz, damit es passt...
Ich bin dieses ewig gleiche Schema wirklich leid. Sowas von leid, denn drei Tage später ist dann alles wieder wie vorher. Außer den leeren Hülsen bleibt nichts. Nichts tut sich innerhalb der Verbände für eine Aufklärung/Reformation, für eine Trennung von den Radikalen, nichts - bis zum nächsten großen Anschlag und dann geht alles wieder von vorne los.

Ich bin allerdings gestern auf ein tolles Video von jungen Muslimen gestoßen.
Das Video mag handwerklich kein Highlight sein, die Leistung ist nicht Oscar-verdächtig, und man muss die ersten 2 Minuten überstehen, ohne dem Drang nachzugeben, es auszuschalten, aber das spielt danach keine Rolle mehr, der Inhalt ist großartig. Der Mut dieser jungen Muslime ist beeindruckend.
Er weckt zum ersten Mal in mir die Hoffnung, auf etwas, das ich niemals in absehbarer Zeit für möglich gehalten hätte - dass es doch von innerhalb der islamistischen Gemeinschaft zu einer Reformation kommen kann, nicht durch die heuchlerischen Dachverbände, die nur unter politischem Druck zu einer leeren Symbolpolitik bereit sind, nicht durch billige Phrasen, die hauptsächlich dazu dienen, die Verantwortung von sich selbst weg zu schieben, nicht nur plakative "not-in-my-name"-Schilder-Aktionen, die am Ende nichts anderes bezwecken, als die Verantwortung für die Aussagen der eigenen Religion abzuschieben, sondern durch deutliche Worte und mutige Aktionen wie die, die diese Gruppe junger Muslime durchführt - gegen den Widerstand nicht nur der bekannten Radikalen sondern auch gegen den, derjenigen, die sich in der Öffentlichkeit gerne als moderat darstellen, aber am Ende nur Heuchler sind.

Leider kann ich es hier nicht einbinden, da es nicht von youtube kommt, deshalb der Link:
https://www.facebook.com/video.php?v=813970835391576

Übrigens: Die Mitglieder der Gruppe 12MemoRise, die schon viele tolle Aktionen gemacht hat (ohne die zu kennen eben die ersten beiden Minuten des Videos so schwer zu verstehen sind) wurden in Folge der Anschläge von Paris aufgefordert, ihre Heimat-Moschee nicht mehr zu besuchen!
Das zeigt für mich eigentllich alles, was die Heuchelei der Dachverbände und den ihnen zugehörigen Gemeinden angeht: DIE, die ihren Mund wirklich aufmachen gegen den Terrorismus, die es nicht bei Lippenbekenntnissen belassen, sondern die auch mit Aktionen gegen die Radikalen auf die Straße gehen, DIE werden ausgeschlossen, nicht die Radikalen, nicht die Schönredner, sondern die, die ihren Mund aufmachen.
Das zeigt für mich, wie sehr da doch einfach nur geheuchelt wird.
 
WoodyLightyear blättert noch in der Broschüre
das kann ich so nicht teilen...war auch schon auf zig Konzerten...jetzt war ich in DLP, und nur weil ich meinen Geburtstag in Disneyland verbringen wollte, sind wir nicht nach Paris gefahren...was aber durchaus geplant gewesen war...diese Hilflosigkeit...diesen Schock werde ich nicht los...es ist wie ein Alptraum in Dauerschleife....ich werde vorerst keine Veranstaltungen besuchen....kann mich nicht überwinden...bin Innen wie gelähmt...ich habe Angst...ich kann nicht so machen wie bisher...
Gib der Sache ein bisschen Zeit.. natürlich kann man JETZT nicht weitermachen wie zuvor und alle düsteren Gedanken abschalten... schon gar nicht wenn man so nah dran war wie du.... :hug: Aber es wird sicher wieder Normalität einkehren!!! :nick

Ein Zitat von einem (sehr entfernten) Bekannten aus Paris, das ich leider nicht zu 100% wiedergeben kann aus dem Gedächtnis, aber das ich selber - als jemand, der 1000mal "weiter weg " ist als er... - unheimlich tröstlich fand:

"We´re a bit shaken, but that´s passed already. We are not going to be scared. It´s the world we live in."

LG! WL
 
WoodyLightyear blättert noch in der Broschüre
Das ist auch gar nicht Ziel des IS.
Ziel des IS (und der meisten anderen Gruppen) in Europa ist es, Terror zu verbreiten, Terror, der am Ende dazu führt dass wir unseren Lebenswandel ändern.
Dabei setzt er nicht auf hochkomplexe Attentate wie al-Quaida früher, sondern eher auf Anschläge kleiner Zellen überraschend und verteilt. Die Anschläge von Paris dürften meiner Meinung nach die Obergrenze an Komplexität sein, die vom IS ausgehen könnte.
Einfach deshalb, weil der IS weiß, dass hochkomplexe Planung, teilweise langjährige Vorarbeiten, wie die al-Quaida getan hat, heute wg. verstärkter Sicherheitsvorkehrungen viel leichter auffallen können UND weil am Ende viele kleine Taten, wenn sie dann auch noch an Orten passieren, die nicht im Fokus stehen, lass das Detmold oder Braunschweig sein, Cottbus oder einfach in einem kleinen Dorf in der Provinz, am Ende viel mehr Angst verbreiten, weil man sich noch weniger in Sicherheit fühlen kann, nirgendwo.
Mein Tipp ist zumindest, dass der nächste Anschlag nicht in einer der Großstädte passieren wird, dass der nächste Versuch irgendwo passiert, wo man es nicht erwartet, in einem Kleinstadt, in mehreren Dörfern synchron, vielleicht gar nicht mit Waffen, sondern mit Autos, die in größere Menschenmengen fahren a la Graz o.ä.
Genau das befürchte ich auch - komplexe Attentate mit Flugzeugen oder in gut bewachten Events sind heute so schwierig und aufwendig in der Planung und die Gefahr eines Scheiterns hoch. Viel einfacher geht es im 08/15 Bataclan (zumindest bis letzten Freitag) , einem x-beliebigen Weihnachtsmarkt, ner Dorfschule, ner Fussgängerzone, you name it. Das wird wohl der künftige "Attentatsalltag" für uns und die gummibestiefelten Mittelalteraffen sein, und ich hoffe dass all die verschleierten Jungfrauen im Paradies sie für ihre Feigheit auslachen. :wink:
 
Aladdin blättert noch in der Broschüre
Zu den oft zitierten Kreuzzügen des Christentums noch eine Anmerkung aus aktueller Literatur - sowohl aus historischer und theologischer Perspektive -, die ich letztes Semester in einem meiner Seminare gebraucht habe: Man nimmt immer mehr davon Abstand, sie im religiösen Kontext zu sehen, sondern (eher) politisch motiviert. Anders formuliert: Es ging nur ums Geld und um Macht. Das Christentum wurde vorgeschoben, um das Ganze zu legitimieren. So wurde es mir in den letzten Jahren auch von mehreren Geschichtsdozenten erzählt.

Das relativiert natürlich nichts, ich wollte nur die obigen Aussagen ergänzen.
 
Aladdin blättert noch in der Broschüre
Jein, das halte ich beides nicht für notwendig.
Grundsätzlich kann eigentlich keine Religion davon ausgehen, nicht die "einzig wahre" zu sein - das wäre ein Widerspruch in sich.
Entscheidend wäre, dass die Religion, auch wenn sie sich selbst weiterhin als einzige wahre sieht, akzeptiert, dass es jedem Menschen als Individuum freisteht, anders zu denken.
DAS sehe ich bei der katholischen Kirche weitgehend, es gibt hier keinerlei Kirchenstrafen mehr für Apostasie etc. - anders sieht das bei evtl. sozialer Ächtung in extrem strengen Gemeinden aus, wobei das weniger die katholische Kirche betrifft, als eher evangelikale Freikirchen und Sekten.
Ganz so einfach ist es auch nicht: Zwar kannst du an einen Gott glauben, erkennst aber an, dass andere Menschen ihre Wahrheit haben. Daher kommt ja auch die Differenzierung exklusivistisch, inklusivistisch, pluralistisch und relativistisch. Ein neuer Ansatz (komparativ) - finde ich am gelungensten - lautet, dass du selbst eine Wahrheit/Meinung etc. hast und diese auch vertritsst, gleichzeitig aber offen bist, diese Meinung im Dialog zu ändern und andere Wahrheiten anzuerkennen, wenn sie dir plausibel erscheinen.

Und auch gegen Mission ist nichts einzuwenden, so lange sie nicht unter Zwang und/oder mit Gewalt geschieht, sondern auf dem Weg der Überzeugungsarbeit.
Und nicht subversiv: "Wir haben euch jetzt Gutes getan, also kommt doch zu uns."


von einigen Extremisten, vor allem in den USA, mal abgesehen, aber die sind auch viel mehr dem evangelikalen Spektrum, als dem katholischen zuzuordnen.
Zustimmung

Für polytheistische Religion kann das auch gelten, auch ohne Aufgabe des eigenen Glaubens, bei monotheistischen schließt es sich per Defintion aus, andere Wahrheiten als gültig anzuerkennen.
Sehe ich nicht so (siehe oben). Vielleicht muss man noch einmal anders rangehen: Die Institution kann ja behaupten, dass man die einzige Wahrheit gepachtet hat, ob das die Menschen so sehen, ist eine ganz andere Sachen. Die Unterscheidung von institutionellem Glauben/institutionellen Ansicht und dem Individuum gibt es ja schon länger. Wichtig ist m.E. das, was die Menschen als eigentliche Träger der Religion denken, nicht was die Institution vorschreibt. Denn dann gäbe es eine objektive Religion. Die gab es nie und wird es nie geben (erzkonservativ, konservativ, gemäßigt, liberal usw.).


denn das würde gleichermaßen bedeuten, das Leben des Propheten und den Koran selbst zu hinterfragen.
Ein Schritt, den auch andere Religionen getan haben und - oh Wunder - immer noch existieren.
 

Oben