28.10. San Francisco
Nachdem es in der Nacht ziemlich heftig geregnet hatte, beruhigte sich die Lage morgens wieder. Dennoch zogen wir lieber unsere Schlechtwetterüberzieher für die Schuhe an (für die wir im Grand Floridian als "smartest people ever" bezeichnet wurden
).
Heute früh ging es nach Alcatraz. Die Tickets hatten wir bereits im Vorfeld gekauft. Das sollte man auch tun, am Tag selbst gibt es kaum bis keine Tickets mehr. Wir wollten unbedingt eine der frühen Fähren, damit auf der Insel noch nicht so viel los ist. Die erste war uns dann doch zu früh (ist ja schließlich Urlaub) und so entschieden wir uns für die zweite. Angekommen am Pier mussten wir noch etwa 30 Minuten auf unser Boarding warten.
Die etwa 10-minütige Überfahrt habe ich besser vertragen als gedacht
Hätte ich da schon gewusst, dass ich 1 Jahr später eine Disney Cruise mache.. Pillepalle dagegen
Zunächst erkundeten wir den Außenbereich. Vieles wurde bereits dem Zerfall überlassen und nur noch Schilder haben darüber aufgeklärt, für was die heutigen Ruinen damals genutzt wurden.
Leider war ein großer Teil der Außenanlage auf Grund von Bauarbeiten gesperrt. Also rein mit uns.
Wir begannen mit der Audiotour. Für die bekommt man ein kleines Gerät und Kopfhörer umgehangen. Die Tour führte - in deutsch - dann automatisch durch das Gefängnis.
Im Nachhinein hätte ich es lieber in Originalsprache gehört. So war es zwar auch schon extrem spannend und interessant, aber in englisch wäre es sicher nochmal besser gewesen.
Achtung, Achtung. Nun folgen zwei Versionen der Audiotour.
Version 1 einer abgelenkten, eifrigen Fotografin, wie sie im Reisetagebuch steht:
So schlenderten wir von Zelle zu Zelle und lauschten gebannt dem Erzähler. So gab es zum Beispiel nur zwei Ausbruchsversuche oder zumindest zwei, von denen man bereit war, sie zu erzählen. Bei dem ersten wollten fünf Männer über den Innenhof fliehen. Hierfür brauchten sie den Schlüssel zur Tür, die dorthin führt. Und eben dieser Schlüssel hing etwa 2,5 Meter in der Luft. Einer versuchte diesen zu ergattern, was ihm auch gelang. Er überfiel zudem einen Wachmann, der ein Stockwerk höher auf dem "Gewehrgang" Patrouille ging. Der Schlüssel passte jedoch nicht und so richtete man alle Komplizen hin, als sie in den Zellen wieder eingesperrt wurden.
Version 2 einer aufmerksamen Zuhörerin, wie sie kurz danach im Reisetagebuch steht
:
[...] Sie hat aber auch eine blühende Fantasie. Diese gepaart mit Unaufmerksamkeit in Folge fehlender Konzentration auf Grund von exzessivem Fotografieren, führt zu der packenden Geschichte einige Seiten vorher. Um es richtig zu stellen: Die Justiz richtet nicht einfach so alle Komplizen hin, sobald sie wieder eingesperrt sind. Dafür gäbe es Isolationshaft. Es waren die Flüchtigen, die die Wärter in Zellen sperrten. Einer der Häftlinge motivierte dann einen anderen zur Ermordnung. So wurde die Waffe durch die Gitterstäbe geschoben und zwei Wärter kaltblütig erschossen. Wieso sollte sonst auch ein Bild eines Wärters in einer der Zellen hängen?!
Die Komplizen wurden dann drei Tage von der Army von außen beschossen bzw. mit Handgranaten in Schach gehalten und dadurch am Ende auch getötet.
Und wieder folgen zwei Versionen von ein und derselben Geschichte:
Version 1, wiederum von der exzessiven Fotografin, mit der blühenden Fantasie:
Bei dem zweiten Ausbruchsversuch gingen die Männer (3?) geschickter vor. Sie bastelten Köpfe, sogar mit Haaren, und drapierten sie so (Anmerkung v.d.R.: Im Bett), als würde man eine klaffende Wunde am Schädel sehen. In mehreren Zellen schlugen Wärter Alarm und die Ausbrecher nutzten die Chance, um über die Rohre des schmalen Versorgungstraktes zu fliehen. Sie wurden nie wieder gesehen. Manch einer sagt, sie hätten sich in Südamerika abgesetzt, andere glauben, das Meer hätte sie verschluckt.
Version 2:
Was für eine Fantasie! Eine klaffende Wunde am Kopf! Wahrscheinlich gleich bei allen Dreien
Es war lediglich eine Kopfattrappe ohne klaffende Wunde. Als der Wärter den Häftling dann am Morgen nicht wach bekommen hat, wurde er stärker angestupst - von außen mit einem Stab - und da fiel der Kopf zu Boden. Die Flüchtlinge flohen also nicht als die Wärter Alarm schlugen, sondern bereits in der Nacht.
Das trügerische an Alcatraz ist ja, dass es "nur" zwei Kilometer von SFO entfernt ist. Da kann man gefühlt locker rüber schwimmen
In den besseren Zellen, sogar möbliert, konnten die Insassen an Silvester sogar die feiernden Menschen auf der anderen Seite hören. Man achtete auf Alcatraz sogar auf eine abwechslungsreiche Ernährung, damit es zu keinem Aufstand kam. Das geschah auch nur einmal, als es zu viel Spagetti gab. Mitte der 60er wurde Alcatraz geschlossen. Die rauen Wetterbedingungen zollten ihren Tribut und auf Grund von Menschenrechtsbestimmungen mussten alle von der Insel. Hier hatten zuvor sogar die Wärter mit ihren Frauen und Kindern gelebt.
Zurück ging es in Richtung Festland.
Unser nächstes Zeil waren die noch heute fahrenden Cable Cars. Wir nutzen die Strecke Powell-Hyde um an der Lombard Street aussteigen zu können. Wir warteten eine knappe Stunde bis wir einsteigen durften. Zwischendrin kam natürlich die falsche Linie, sodass wir uns an den Rand stellten und warteten. Zuvor durfte man im Cable Car nur sitzen und nicht außen stehen. Es hatte geregnet und war zu klitschig. Wir freuten uns schon ganz vorne zu sitzen, jedoch stellten sich dann bei uns noch in letzter Sekunde Menschen vor uns. Das bedeutete für mich, dass ich in keine Richtung so wirklich etwas gesehen habe. Klar, wenn man in SFO ist, muss man mal Cable Car gefahren sein, aber im Nachhinein war das das Enttäuschendste für mich.
Angekommen an der Lombard Street. Immer wieder kamen Autos aus allen Richtungen, die hier herunter fahren wollten.
Auf nach Lands End. Hier wollten wir eigentlich zu Abend essen und uns den Sonnenuntergang anschauen.
Leider war der Himmel immer noch wolkenverhangen und so disponierten wir um. Uns zog es wieder zu "unserem" Fishermans Wharf. Die Lichter der Stadt hier zu sehen, hat irgendwie ein heimeliges Gefühl bei uns ausgelöst. Zu Abend gegessen haben wir dann im Buena Vista. Und das war eine super Entscheidung. Die Angel Hair Nudeln mit Shrimps und Tomatensauce, sowie die Scholle mit Wildreis, Gemüse und Remoulade waren jeden Cent wert. Und dabei war das sogar das günstigste Essen in unserem Urlaub bisher. Wir wären tatsächlich sogar beinahe wieder gegangen. Denn es war kein Platz frei und man wurde nicht zu einem Tisch geführt, sondern musste sich diesen selbst aussuchen. Zum Glück wurde aber etwas frei.
Danach folgte ein Verdauungsspaziergang
... und schon war auch wieder Platz für ein Dessert. Da gab es nur eine Wahl: Ghiradelli. Das Butterfudge Eis war so lecker!
Strecke: 20.000 Schritte / 13,6 km