Die ersten Hoffnungen der Disneys ruhten zunächst darauf, dass es Elias Disney, der ein sehr guter Handwerker und Mann mit großer Arbeitsmoral war, im Umfeld der gerade für 1893 angekündigten Weltausstellung in Chicago, der World's Columbian Exposition 1893, gelingen würde, ein gutes Auskommen zu finden. Bevor wir uns aber der gemeinsamen Geschichte von Flora und Elias Disney widmen, werfen wir zunächst einmal einen Blick auf deren individuelle Lebenswege und Persönlichkeiten.
Seine Großeltern waren 1834 aus Irland – über Liverpool – in die USA ausgewandert und hatten sich in Goderich, Ontario niedergelassen. Elias Großvater, Arundel Disney, arbeitete dort zunächst in einem Sägewerk, später in einer Mühle und die Familie konnte sich ein ansprechendes Haus direkt am Maitland River leisten. Arundel Disney hatte 16 Kindern, sein ältester Sohn war Kepple Disney. Nachdem dieser mit seiner Frau Mary nach Bluevale gezogen war, brachte seine Frau Mary dort ihr erstes Kind zur Welt: Elias Disney.
Nach der Zeit in Bluevale, wo Kepple, wie auch schon sein Vater, in der Holzindustrie arbeitete, zog die junge Familie mit Elias weiter nach Bothwell, um sich dort im Ölgeschäft eine Zukunft aufzubauen, was aber von wenig Erfolg gekrönt war.
So musste Elias in seinen jungen Jahren schon mehrfach umziehen, zunächst zurück nach Goderich in Kanada, wo sein Vater als einer der Begründer der dortigen Salzindustrie in die Geschichte einging. Wenig später ging es weiter nach Ellis, in Kansas, wo die Familie – die eigentlich im Zuge des Goldrausches nach Kalifornien ziehen wollte – 1878 eine Farm erwarb. Das Land der Farm, die sich über eine Fläche von 81 ha erstreckte, kaufte Kepple von der Union Pacific Railroad. Kepple wollte hier unter anderem Orangen anbauen – ein Vorhaben, das im oftmals sehr kühlen Klima von Kansas zum Scheitern verurteilt war. Dennoch wurde die Farm mit einiger Ausdauer betrieben.
Für Elias war das Farmleben allerdings wenig erfüllend und er versuchte sich in anderen Berufen. Zunächst als Mechaniker in einer Werkstatt der Kansas Pacific Railroad, dann beim Bau der Linie der Union Pacific Railroad in Colorado und kurze Zeit sogar als Geiger in Denver. Alle dieses Tätigkeiten waren jedoch nicht von Dauer und so kehrte Elias 1884 auf die elterliche Farm nach Ellis zurück. In Ellis arbeitete Elias Schwester Annie inzwischen als Lehrerin an der Beaver Bank School und Elias konnte sich dort als Aushilfslehrer betätigen. In der Schule verliebte sich Elias in eine der Schülerinnen. Diese Schülerin trug den Namen Flora Call. Ihre Familie zog allerdings kurze Zeit später nach Floria; auf der Suche nach einem besseren Leben in einem angenehmeren Klima. Elias und sein Vater Kepple halfen der Familie Call beim Umzug nach Acron in Florida. Elias wohl auch mit dem Hintergedanken, Zeit in der Nähe von Flora verbringen zu können. Und so blieb er auch in Florida zurück, nachdem sein Vater sich wieder auf den Weg nach Kansas gemacht hatte. Am 1.1.1888 heiratete er Flora Call im nahe bei Acron liegenden Ort Kismet.
Elias galt Zeit seines Lebens als strenger, ernster und (trotz aller seiner wirtschaftlichen Misserfolge) strebsamer, aber auch sehr ehrlicher und genügsamer, Mensch, der kaum dem Spaß oder der Freude am Leben zugeneigt war – und auch von seinen Kindern Ernsthaftigkeit und harte Arbeit erwartete. Eine Haltung, die immer wieder zu Konflikten in der Familie führen sollte. So kam es auch mit seinem Sohn Walt, dessen künstlerische Tätigkeit er zeitlebens nicht als ernsthafte Arbeit akzeptieren konnte, häufiger zu Auseinandersetzungen. Als akzeptable Form der Kunst galt für ihn nur die Musik, Theater oder gar das später aufkommende Kino sah er als Frivolitäten an. Er war zudem ein strenger Vater, der durchaus auch zu körperlichen Strafen in der Erziehung greifen konnte, auch wenn er darin, gemessen an der damaligen Zeit, nie als besonders ausufernd angesehen wurde. Bei aller Strenge galt Elias aber nie als unfairer oder gar bösartiger, aber durchaus jähzorniger Vater, ganz im Gegenteil, sondern er schien immer nur im Sinn zu haben, den Kindern die Ernsthaftigkeit und das Arbeitsethos mit auf den Weg zu geben, das diese, seiner Meinung nach, brauchten, um mit beiden Beinen fest im Leben stehen zu können. Auf seine Art hatte er immer die Zukunft seiner Kinder im Blick, nur eben nach dem Bild, das er selbst von echter, harter und wertschöpfender Arbeit hatte.
Elias Disney war Mitglied der Concregational Church und aktiver Laienprediger in seiner Kirche – bekannt für seine in Ansprache und Inhalt sehr deutlichen, strengen Predigten. Elias war aber nicht nur streng gegenüber anderen, sondern auch gegenüber sich selbst. Er trank keinen Alkohol und rauchte – ungewöhnlich für seine Zeit – nur sehr selten. Die Maßstäbe seines sehr strengen Arbeitsethos setzte er an sich selbst noch mehr an, als an andere. Seine Aktivitäten außerhalb der Arbeit und Kirche bezogen sich einerseits auf die aktive Arbeit in sozialistischen Kreisen. So unterstützte er den Gewerkschafter und Mitbegründer der internationalen Gewerkschaft Industrial Workers of the World bei dessen Präsidentschaftskandidaturen 1904, 1908, 1912 und 1920, wo dieser für Socialist Party of America antrat. Andererseits widmete er sich, als eine der wenigen Formen der Unterhaltung, die er genoß, weiterhin der Musik und lud immer wieder befreundete Musiker in sein Heim ein.
Flora Disney, geborene Call
Walt & Roy Disneys Mutter, Flora Call, wurde am 22.4.1868 in Steuben, Ohio geboren. Ihre Eltern waren Charles Call, ein US-Amerikaner englischer Abstammung und Henrietta Call, geborene Gross, eine Deutsche, die mit ihren Eltern aus Miehlen in Rheinland-Pfalz in die USA ausgewandert war.
Sie war 15 Jahre alt, als sich ihre Eltern dazu entschlossen, ein besseres Leben in Florida zu suchen und von Kansas in das Gebiet um die neu gegründete Stadt Kismet auszuwandern. Kurz nach der Ankunft in Florida feierte Flora ihren 16. Geburtstag. Mit ihr und ihren Eltern wanderte auch ihre älterer Schwester Jessie aus, eine Tante von Walt Disney, zu der dieser bis zu ihrem Tod Kontakt halten sollte. Auch ihre jüngeren Geschwister Grace, Charles Henry und Julia Henrietta zogen mit der Familie nach Florida. Die weiteren älteren Geschwister Laura, Harry, Ada, Alice und Mary führten zu diesem Zeitpunkt bereits ihr eigenes Leben und begleiteten die Familie nicht in den Süden.
Bereits in Ellis, Kansas kannten sich die Familien Call und Disney, so dass Kepple Disney und sein Sohn Elias die Familie Call bei ihrem Umzug unterstützen. Elias tat dies nicht alleine der Nachbarschaftshilfe wegen: Flora Call hatte in Ellis die Beaver Bank School besucht, an der Annie Disney unterrichtete und dort war sie in ausgiebigeren Kontakt zu Elias gekommen, der in der Schule einige Zeit als Aushilfslehrer tätig war. Die beiden hatten sich ineinander verliebt und suchten auch in Florida weiterhin die gegenseitige Nähe. In Florida angekommen, unterstützte Flora zunächst ihre Eltern, wurde aber schnell die junge Lehrerin der neugegründeten Schule im Nachbarort Acron. In diese Tätigkeit ging Flora vollkommen auf. Sie war äußerst belesen, etwas, das sie von ihrer Mutter geerbt hatte, und liebte es, Kinder zu unterrichten, ihnen immer Neues beizubringen und die Welt zu erklären. Zudem war sie sehr lebenslustig und mochte den ständigen Kontakt zu Kindern und jungen Menschen.
Sie war charakterlich quasi der komplette Gegenentwurf zum strengen Elias. Das zeigte sich auch in ihrem späteren Leben. Sie war ihren Kindern eine liebevolle Mutter, die die Strenge des Vaters oftmals milderte und den Kindern Momente wirklicher Kindheit schenkte, während Elias sie schon in jungen Jahren nach seinem strebsamen Vorbild erziehen wollte. In ihren jungen Jahren las Flora mit ihren Kindern regelmäßig nach dem Abendessen die klassischen Märchen, jedes Jahr aufs Neue und jedes Jahr mit einer neuen, dem Alter jeweils angemessenen Interpretation. Später folgten dann auch einige Klassiker der ernsthaften Literatur. Walt bezeichnete diese Vorleserunden und das vorherige gemeinsame Abendessen als einige der glücklichsten Momente seiner Kindheit und sie sollten ihn für sein ganzes Leben prägen. Auch er liebte die gemeinsamen Abendessen im Kreis der Familie später in seiner eigenen Familie und versuchte diese, soweit dies möglich war, bei seinem engen Terminkalender und der vielen Arbeit, die er Tag für Tag zu erledigen hatte, so oft wie möglich einzuhalten. Seine Prägung für die klassischen Märchen benötigt sicher keine weitere Erläuterung.
Auch später, nach dem Umzug nach Marceline, Missouri arbeitete Flora iweder für kurze Zeit als Lehrerin an der Schule, die auch Walt als Kind später besuchte. Vor allem aber blieb sie immer der positive, humorvolle Faktor in der Familie. Sie strebte immer danach, die Stimmung in der Familie selbst nach den härtesten Arbeitstagen aufzuheitern. Das gelang ihr nicht nur bei Walt und seinen Geschwistern, sie war, wie Walts Schwester Ruth später einmal sagte, die einzige Person, der es gelang, dem strengen Vater Elias ein Lächeln aufs Gesicht zu zaubern. Sie galt als richtiger Spaßvogel und Walt blieb eine Erinnung besonders gut im Gedächtnis: er hatte einen Gummiball mit Luftauslass unter das Kissen seines Vaters am Esstisch gelegt und einen zweiten unter den Teller seines Vaters und als dieser sich setzte und bewegte, bewegte sich der Teller auf dem Tisch immer hüpfend mit – Flora brach minutenlang in einen Lachkrampf aus und musste sogar den Raum verlassen, um sich beruhigen zu können.
Ihre humorvolle Art und ihre Lebensfreude sollen aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass sie eine sehr hart arbeitende Frau war. Zum einen als Lehrerin, aber auch auf der eigenen kleinen Farm, dazu im Haushalt und zusätzlich organisierte sie den Alltag und die Finanzen der Familie. Nachdem sie sich ihre erste Nähmaschine leisten konnte, nähte sie fast die gesamte Kleidung der Familie selbst, um das recht karge Einkommen beisammen halten zu können. Sie stand in ihrem Arbeitsethos ihrem Mann kaum nach, wusste aber deutlich besser als Elias zwischen Arbeit und Freude am Leben zu trennen.
Zeit ihres Lebens blieb sie eine wichtige emotionale Stütze für Walt und Roy. Sie bestärkte die Brüder in allen ihren Unternehmungen schon von Kindheit an. So trat sie zum Beispiel in Walts ersten Experimenten mit dem neuen Medium der Kamera auf. Dennoch war sie nicht unbesorgt über die abenteuerlichen Geschäftsideen ihrer Kinder und deren Risiken - konnte sich aber, durch Walts optimistischen Blick auf die Dinge, zuversichtlich stimmen lassen.
Die gemeinsamen Lebensjahre von Elias und Flora Disney
Nach ihren, wenig erfolgreichen, ersten beruflichen Unternehmen in Florida, die wegen des Frostes einerseits und einem Einbruch der Tourismusbranche andererseits, scheiterten, entschieden sich Flora und Elias Disney in den Norden der USA zu ziehen, nach Chicago.
In Chicago standen die Baumaßnahmen für die Weltausstellung 1893, die World’s Columbian Exposition, in den Startlöchern. Auch wenn es noch viele Jahre dauern sollte, bis Walt geboren werden würde, so wurde das Thema Weltausstellung eine ihn prägende Komponente, was auch an Elias reichhaltigen Erfahrungen beim Bau der Weltausstellung lag.
In diese Zeit fallen die zweite und die dritte Schwangerschaft von Flora. Nachdem das erste Kind des jungen Paares, Herbert Arthur Disney, am 8. Dezember 1888, noch in Florida geboren worden war, wurde Raymond Arnold Disney am 30. Dezember 1890 in Chicago geboren, ebenso wie dort 2 ½ Jahre später, am 24. Juni 1893, Roy Oliver Disney zur Welt kam. Roy war übrigens das einzige Kind der Disneys, das nicht im Dezember geboren wurde.
Auch nach Abschluss der Bauarbeiten für die Weltausstellung arbeitete Elias weiterhin als Handwerker und ab 1895 als selbstständiger Bauunternehmer. Er kaufte Grundstücke, baute darauf Häuser und verkaufte diese wieder. Ebenso sanierte er neu gekaufte Häuser und verkaufte diese mit Gewinn weiter. Diese Tätigkeit seines Vaters griff Walt zu dessen Ehren auf einem Fenster in der Main Street U.S.A. in Disneyland wieder auf. Das seinem Vater gewidmete Fenster trägt die Aufschrift „Elias Disney. Contractor. Est. 1895“.
Neben dem Bau von Häusern, tat sich Elias auch beim Bau der Saint Paul Congregational Church hervor. Der Gemeinde, dieser im Oktober 1900 eingeweihten Kirche, gehörten Elias und Flora viele Jahre an. Flora engagierte sich ehrenamtlich als Schatzmeisterin der Gemeinschaft, Elias als Treuhänder. Die enge Verbindung zu dieser Gemeinde drückte sich auch darin aus, dass die Disneys ihrem vierten Sohn den Namen des leitenden Priesters der Gemeinde gaben: Walter. Walter Elias Disney wurde als viertes Kind und jüngster Sohn der Disneys am 5. Dezember 1901 geboren. Mit Pfarrer Walter Parr verband die Familie inzwischen eine, insbesondere währendes des Baus des neuen Gotteshauses gewachsene, Freundschaft.
Wenige Jahre später wurde auch das letzte Kind und einzige Mädchen von Flora und Elias geboren: Am 6.12.1903 kam Ruth Flora Disney zur Welt. Zu seiner Schwerster sollte Walt zeitlebens eine besonders enge Bindung haben. Zu diesem Zeitpunkt lief für die Familie alles wirtschaftlich und familär gut. Dennoch sollten die Disneys Chicago bald verlassen. Grund dafür war vor allem, die im frühen 20. Jahrhundert immer weiter ausufernde Kriminalität in der Stadt, vor der Flora und Elias ihre Kinder schützen wollten. Konkreter Anlass dafür war, dass die beiden heranwachsenden Kinder einer Familie aus der Nachbarschaft der Disneys in einen Raubüberfall auf eine Autowerkstatt verwickelt waren und dabei einen Polizisten getötet hatten.
So kam es, dass die Familie sich dafür entschied, in das kleine Örtchen Marceline in Missouri zu ziehen, wo Elias eine Farm mit 16ha Fläche relativ günstig erwerben konnte. Kurze Zeit später erweiterte er diese um weitere 2ha Land. Neben dem Ziel, die Kinder in einer geschützteren Umgebung aufwachsen zu lassen, bot sich Marceline zudem an, weil es familiäre Bindungen dorthin gab. Elias jüngerer Bruder Robert Samuel besaß dort selbst eine ungleich größere Farm mit einer Fläche von 180ha.
Während die Jahre in Marceline, in das die Familie im April 1905 zog, für Walt zu den prägendsten und nach eigener Aussage schönsten, Jahren seiner Kindheit werden sollten – darüber kannst Du mehr in unserem Artikel über Walt selbst lesen – galt das nicht für alle Familienmitglieder. Die älteren Brüder, Herbert und Raymond zogen beide 1908 nach Chicago zurück um dort zu arbeiten. Auch für Elias war die Zeit die eines weiteren Rückschlages. Nachdem er zunächst an Typhus und kurz danach an einer Lungenentzündung erkrankte, konnte er die harte Farmarbeit nicht mehr leisten. Die Disneys entschieden sich, ihre Farm zu verkaufen, 5 ½ Jahre, nachdem sie diese erworben hatten. Nach einer kurzen Episode, während der sie in einem gemieteten Haus in Marceline wohnten und in der Floras bescheidenes Einkommen als Lehrerin die Familie versorgen musste, entschieden sie sich, 1911 nach Kansas City in Missouri zu ziehen. Dort übernahm Elias Disney einen Zeitungszustellungsbereich für den The Kansas City Star, in dem nicht nur er selbst arbeitete, sondern auch seine Söhne Walt und Roy in den frühen Morgenstunden bei der Zustellung helfen mussten – was dazu führte, dass die beiden selten ausgeschlafen zur Schule gehen konnten. An die beständig wachsende Zahl an Abonnenten stellten die Disneys nicht nur Zeitungen zu, sondern boten zudem Butter und Eier an, die von einer Farm in Marceline geliefert wurden. So brachte die Familie es erneut zu einem sehr bescheidenen Wohlstand, ohne aber große Sprünge machen zu können.
Elias sah allerdings eine neue Chance auf mehr Wohlstand, als er ein Angebot bekam, in die Leitung der O-Zell Company in Chicago einzusteigen, einem Unternehmen, das neben Marmeladen auch Apfelsaft und, in Zeiten der aufstrebenden Prohibitionsbewegung als Zukunftsprodukte angesehehne kohlensäurige Limonaden mit dem Namen „Oriental Fruit Beverage“ produzierte und in das er seit 1912 immer wieder investiert hatte. Da zudem inzwischen auch das Ausliefern der Zeitungen bei Wind, Regen, Eis und Schnee zunehmend nicht mehr seiner gesundheitlichen Vorbelastung vereinbaren war, nutzte die Familie die Gelegenheit, nach Chicago zurückzukehren. Aber auch diese wirtschaftliche Unternehmung war nicht von Erfolg gekrönt. Die Versprechungen des halbseidenen Unternehmensgründers Ernest Scrogin, mit denen er Investoren anlockte, erwiesen sich als nicht haltbar und 1920 scheiterte das Unternehmen.
Am Rande: die O-Zell-Company & die Walt Disney Birthplace Restoration
2013 wurde das Unternehmen von Dina Benadon und Brent Young wiedergegründet, nachdem die Inhaber der Markenrechte ausfindig gemacht werden konnten. Unter der Marken werden heute Root Beer, Cream Soda, eine Pineapple Whip Limonade und weitere Soft Drinks verkauft. Die Gewinne von O-Zell fließen in die Restaurierung des Geburtshauses von Roy, Walt und Ruth Disney, das ebenfalls von Benadon und Young erworben wurde, in die Walt Disney Birthplace Restoration. Das ursprünglich von Flora gestaltete Haus soll für zukünftige Generationen erhalten werden und einmal Besucher zu einer Zeitreise einladen, in das Haus, in dem Roy und Walt ihre ersten Schritte taten.
Elias und Flora Disney, nachdem alle Kinder das Elternhaus verlassen hatten
Nach diesem weiteren finanziellen Fehlschlag zogen die Disneys, auch Walt hatte nach Roy inzwischen das elterliche Haus verlassen, zurück nach Kansas City. Dort versuchte Elias erneut als Zimmermann zu arbeiten. Aber nur kurze Zeit später ging es für die Disneys schon weiter nach Portland, wo ihr Sohn Herbert inzwischen lebte.
Hier erwarben Elias und Flora kleinere Mietwohnungen, renovierten sie und vermietenten sie weiter. So konnten sie von den Mieteinnahmen leben. Dabei konnte Flora ihre Kreativität und Elias sein handwerkliches Können einbringen. So kamen sie, erneut, zu etwas Wohlstand. Inzwischen konnte sogar Elias, zumindest in Ansätzen, von den wirtschaftlichen Chancen der Unternehmungen von Roy und Walt überzeugt werden, und erklärte sich, auf Floras Drängen, bereit, eine Hypothek auf eine der Mietwohnungen aufzunehmen und damit einen Teil eines Tonstudios für Walt zu finanzieren.
Aber auch diese kurze Phase der finanziell besseren Lage von Elias und Flora kam bald zu einem Ende. Durch die Weltwirtschaftskrise fehlte den Mietern das Geld für ihre Mieten; Wohnungen blieben leer. 1933 klage Elias in einem Brief an seine Söhne sein Leid und Roy und Walt zeigten sich, im Rahmen ihrer damals selbst noch bescheidenen finanziellen Möglichkeiten - ihr Unternehmen war hoch verschuldet-, für die vormalige finanzielle Hilfe dankbar und unterstützten ihre Eltern so gut es ging.
Wenige Jahre später sollten Elias und Flora erneut umziehen. Anlässlich ihres 50. Hochzeitstages schenkten ihnen Walt und Roy ein Haus in Los Angeles. Nachdem Flora zunächst zögerte, ließ sie sich doch überzeugen und freute sich, ihren jüngeren Söhnen näher sein zu können. Diese Freude sollte allerdings nur kurz währen. Schon kurz nach dem Einzug beschwerte sich Flora über Gasgeruch im neuen Heim. Walt engagierte sofort einen Handwerker für die Reparatur der Leitungen. Allerdings wurden die Arbeiten mangelhaft ausgeführt und Flora starb am 26.11.1938, nur wenige Monate nach dem Einzug in das neue Haus, an einer Gasvergiftung. Elias versuchte noch, seine Frau zu retten, verlor durch die giftigen Dämpfe aber das Bewusstsein. Er konnte noch rechtzeitig von der Haushälterin Alma Smith gefunden und gerettet werden, verlor durch den Tod seiner geliebten Frau aber fast allen Lebensmut.
Walt sollte sich dieses Drama sein Leben lang nicht verzeihen, hatte er doch seine Eltern überzeugt in das Haus zu ziehen und auch den Handwerker für die mangelhafte Reparatur engagiert.
Nach dem Tod von Flora zog Elias nach Toluca Lake und Walt besuchte ihn häufig, oft gemeinsam mit seinen Töchtern Diane und Sharon, da er hoffte, dass sein Vater durch die Anwesenheit seiner Enkelinnen wieder Lebensmut gewinnen könnte. Zudem gab er ihm die Aufgabe, die Zimmermannsarbeiten beim Bau des neuen Studios zu überwachen, um ihm Ablenkung von seiner Trauer zu geben. All das half aber nicht. Kurze Zeit später traten zudem die ersten Symptome einer Demenz bei Elias auf und weitere gesundheitliche Probleme folgten. Er starb am 13. September 1941 und liegt heute neben seiner Frau Flora auf dem Forest Lawn Memorial Park Cemetery beerdigt.
