Das Thema hatten wir doch schon vor einem halben Jahr an einer anderen Stelle...
Die Betriebseinnahmen belaufen sich für das Geschäftsjahr 2009 auf 1230,6 Millionen Euro. Die Kosten und Ausgaben sind mit 1204,2 Millionen niedriger, was eine Umsatzrendite von 26,4 Millionen Euro ausmacht.
Vergleicht man mit dem Vorjahr, dann ist selbstverständlich ein Einbruch in den Einnahmen zu erkennen, schließlich hat die Weltwirtschaftskrise
Jeden betroffen.
Laut Geschäftsbericht haben die Gäste im Durchschnitt 5% weniger ausgegeben, als im Vorjahr. Wenn also der Durchschnittsbesucher 2008 50€ für Essen und Souvenirs ausgegeben hat, so hat er 2009 nur noch 47,50€ ausgegeben. Auf den ersten Blick mag das ja recht wenig erscheinen. Bedenkt man aber, dass Millionen Besucher bei den Ausgaben sparen, dann greift das Sprichwort: "Kleinvieh macht auch Mist."
Die Hotelauslastung ist im Vergleich zum Vorjahr um 3,6 % gefallen, was unter anderem mit weniger Gästen aus Spanien und mit niedrigerer "business group activity" begründet wird. Ist ja eigentlich auch klar, wenn eine Firma pleite ist wird sie wohl kaum eine Konferenz im DLRP veranstalten.
Und mal abgesehn davon, dass insgesamt weniger Zimmer belegt waren, sanken auch noch die Durchschnittsausgaben pro Zimmer um 5%.
Und jetzt kommt ein sehr interessanter Punkt:
Die Einnahmen durch Immobilien sind im Vergleich zum Vorjahr um 23,1 Millionen Euro gesunken!
Welche Immobilien? Die Euro Disney SCA besitzt einen Großteil der Immobilien im Val d´Europe bzw. verpachtet das Land dort. Im letzten Geschäftsjahr wurde ein großes Grundstück verkauft, was die Immobilieneinnahmen 2008 ansteigen liess. Allerdings entfielen dadurch im Geschäftsjahr 2009 natürlich die entsprechenden Pachteinnahmen.
Wenn man sich jetzt den Cash Flow anschaut, dann wird es in meinen Augen erst richtig interessant.
Die Euro Disney SCA musste im Geschäftsjahr Kredite in Höhe von 86 Millionen Euro abbezahlen. Diese Kredite stammen zum Teil noch aus der Bauphase des Disneyland Resorts und müssen eben früher oder später aufgrund der Vereinbarungen mit den Banken zurückgezahlt werden.
Den Schuldenberg weiter anwachsen liessen außerdem Lizenzzahlungen und Management Gebühren an die Walt Disney Company in Höhe von 25 Millionen Euro und Zinszahlungen in Höhe von 15,1 Millionen Euro an die Caisse des dépôts et consignations.
Im Geschäftsjahr 2010 ist eine Kreditrückzahlung in Höhe von 89,9 Millionen Euro fällig.
Selbstverständlich sind 63 Millionen Euro Verlust eine Menge Geld, doch wenn ich mir so anschaue mit was für Summen hier jongliert wird, dann relativiert sich das Ganze in meinen Augen.
Fakt ist, dass das Resort genug Geld einnimmt, um die laufenden Kosten der beiden Parks und den dazugehörigen Hotels zu decken und um weitere Investitionen tätigen zu können (Toystoryland). Allerdings reichen die Einnahmen momentan nicht aus, um die teilweise 20 Jahre alten Kredite erfolgreich zu tilgen, daher die Verluste.
Ich gebe Disneyfan92 Recht, wenn er behauptet, dass niedrigere Eintrittspreise zwar mehr Leute in die Parks locken, aber die generellen Einnahmen nicht ansteigen lassen.
Im Geschäftsbericht heisst es ja selber
This lower spending was driven by additional promotional offers, which reduced average admission prices, and a higher proportion of our guests visiting from markets close to Paris. These guests generally spend less on merchandise.
Ich denke, dass die Euro Disney SCA sich durchaus bewußt ist, dass man langfristig gesehen mehr Leute von weiter weg ins Resort locken muss, da bei den Tagesgästen aus der näheren Umgebung nicht viel zu holen ist. Inwieweit sich das mit irgendwelchen Angeboten verwirklichen lässt sehe ich allerdings kritisch.
Geschäftsbericht schrieb:
The decrease in average spending per room principally reflected more promotional offers and lower spending on merchandise.
Soll heissen, dass die Durchschnittsausgaben pro Zimmer gerade durch Angebote im Geschäftsjahr 2009 gesunken sind.
Noch ein Nachtrag:
Die Angebote für GB und Spanien haben ja offensichtlich alle nicht gefruchtet, sonst würde die Euro Disney SCA sich ja nicht über die wegbleibenden Briten und Spanier "ärgern".