Oh, ich habe hier ja noch gar nicht meine Meinung kundgetan. Na fein, wollen wir das einmal nachholen:
Ich finde zunächst einmal eine gut gemachte Synchronisation grundsätzlich besser, als stures Untertiteln. Sobald man einen Film nicht mehr in der Originalfassung sieht, weicht er naturgemäß von ihr ab, und ich finde es besser, wenn erfahrene und talentierte Sprecher den Darstellern eine neue Stimme verleihen, als wenn in einem
visuellen Medium der untere Bildteil von Untertiteln zerstört wird. Wer sich etwas intensiver mit Filmlokalisierung beschäftigt (oder genauer hinhört
) wird zudem feststellen, dass die Untertitel das Gesagte mitunter extrem verkürzen. Natürlich muss auch eine Synchro hie und da etwas zurechtbiegen, jedoch geht dort inhaltlich im Normalfall weniger verloren. Eine Freundin von mir kokettierte mal damit, in die Untertitel-Branche zu gehen (oder wie man's nennen mag) und erzählte davon, dass ein Hörgeschädigtenverband derzeit dafür kämpft, dass in deutschen Untertiteln nicht weiter Schimpfwörter verharmlost werden. Sowas kommt zwar auch in Synchros vor, allerdings nicht systematisch.
Nachdem dieser Punkt aus dem Weg ist: In der Original-oder-Synchro-Frage fahre ich zweigleisig. Bei Otto-Normalfilm mache ich während der Kinoauswertung keine Umstände, um auch ja ein Kino mit englischen Vorführungen zu finden und habe keine Probleme, mir die Synchro anzusehen. Als Deutscher lebe ich einer Synchrohochburg, die technisch und künstlerisch sehr versiert ist - also nutze ich dies auch aus. Original-Puristen sagen ja "aber der Film war gedacht, auf Englisch gesehen zu werden" - ich entgegne: Hollywoodfilme sind gedacht, um in der Muttersprache des Publikums gesehen zu werden. Selbst mit perfektem Schulenglisch verändert die Sprachbarriere das Seherlebnis, und ob ich "Armageddon" auf Englisch oder Deutsch sehe, wird künstlerisch nichts verfälschen.
Dennoch gibt es Filme (und Serien), die ich mir auf Englisch ansehe. Da wir den Luxus des Internets genießen, ist es mittlerweile eine Leichtigkeit zu erfahren, ob ein Film in der deutschen Bearbeitung verliert. Wenn mir bei einem Film, der mich interessiert, solche Anmerkungen zu Ohren kommen, schau ich mir auch die Originalfassung an. Das können Serien sein, die sehr auf englischem Wortwitz aufbauen, oder welche, bei denen einfach der Synchronsprecher der genialen Hauptfigur alles versaubeutelt. Und bei Filmen, die ich richtig gut finde, schau ich ohne weiteren Grund mal die OV. Wenn ich zum x-ten Mal "Fluch der Karibik" gucke, wieso nicht mal in einer anderen Sprache (die ich beherrsche)?
Und dann existiert schließlich die eher kleine Gruppe jener Filme, bei denen ich mich komplett der Synchro verweigere. Quentin Tarantinos "Inglourious Basterds" wäre das prominenteste Beispiel. Dieser Film lebt von seiner Mehrsprachigkeit, sie ist elementarer Teil des künstlerischen Konzepts sowie der Charakterisierung der wichtigsten Figuren. Hier ist eine Synchronisation tatsächlich Todsünde, und die (zwangsweise eingesetzte) Untertitelung wesentlich wichtiger. "Monty Pythons Flying Circus" habe ich ebenfalls nur im Original gesehen, bei Sketchen mit heftigen Akzenten benötigte ich dann zum besseren Verständnis Untertitel. Die Filme hingegen sah ich "zweisprachig".
Aber da dies ein Disneyforum ist: Disneyfilme sehe ich, allein schon aus nostalgischen Gründen, stets zuerst in der synchronisierten Fassung. Es sei denn, Disney bietet zuerst nur OV-Pressevorführungen an...
Üblicherweise gibt sich Disney von allen Studios die größte Mühe, seinen Filmen eine hervorragende deutsche Tonspur zu verpassen, und so versäumt man in der synchronisierten Version nichts. Zuweilen sind die Filme auf Deutsch sogar deutlich besser - sei es wegen des Synchronbuchs, oder weil die Sprecher die Situation hinter'm Mikro einfach besser gewohnt sind.
Als Disneyfan bin ich zudem schon deshalb froh, dass es Synchros gibt, weil man die ganzen Lieder in zig Sprachen genießen kann. Das verleiht dem Hobby gleich weitere Facetten.
Jedenfalls, um es kurz zu machen: OV oder Synchro? Beides, je nach Film tendiere ich zu dieser oder zur anderen Seite. Vielfalt - hübsch, nicht?