Ein Ferkel reist um die Welt...

MissTake steigt in manche Attraktion mit ein
Ich habe es ja versprochen. Hier nochmal der Text in klar ;)

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Ein Ferkel reist um die Welt
Von David Sarkar (Juni 2014, 6114 Zeichen)
Nienburger Mutter tröstet Sohn (7) mit Liebe und Kreativität über verlorenes Stofftier hinweg
Er ist klein, rosa-pink gestreift und ganz schön unternehmungslustig: Als der Siebenjährige sein Ferkel-Stofftier verliert, erfindet seine Mutter Pia eine große Weltreise, um ihren Sohn zu trösten. Gemeinsam mit der Studentin Sarah organisiert sie eine Aktion, die Menschen von Amerika bis Australien begeistert. Über 50 Karten treffen in Nienburg ein, bis das Ferkel in der heimischen Garage wieder auftaucht.
NIENBURG. „Guck mal, das ist Ferkel!“, sagt der kleine Mann und blickt einen mit wachen und neugierigen Augen an. „Der hat schon die ganze Welt gesehen“, ergänzt er lachend und streichelt seinem Kuscheltier über den Kopf. Doch am Tag, als Ferkel verschwand, war dem siebenjährigen Nienburger gar nicht nach Lachen zumute. Es war ein trauriger Tag im vergangenen Sommer, an dem der Junge die Welt nicht mehr verstand. Ferkel war doch immer da. Nacht für Nacht lag der rosa-pink gestreifte Plüschfreund neben seinem Kopfkissen, auch auf Sonntagsausflügen war er mit dabei, versteckt unter dem Pullover. Doch dann war er auf einmal weg und ließ den Jungen ratlos zurück.
Was der Siebenjährige am Tag des Verschwindens nicht ahnen konnte: Ferkel hatte das Fernweh gepackt. Im Bus nach Paris war er zu einer Weltreise aufgebrochen, die ihn nach Rom, in die USA, nach Indonesien und China, sogar bis ans andere Ende der Welt nach Australien führen sollte. Und damit sein Kind nicht zu traurig wird, meldete sich der kleine Ausreißer regelmäßig mit Briefen und Karten bei seinem Freund. Im Herbst tauchte Ferkel überraschend in der heimischen Garage wieder auf. Doch bis dahin waren über 50 Karten aus 50 Orten dieser Welt im Postkasten der Familie gelandet.
Die Welt im Ferkel-Fieber - möglich gemacht durch die Liebe der 30-jährigen Mutter Pia Richarz zu ihrem Sohn und das beeindruckende Engagement der 25-jährigen Studentin Sarah Geschonke aus Hamburg, die in wochenlanger Arbeit gemeinsam mit Freunden und Bekannten aus aller Welt die fiktive Ferkel-Weltreise organisierte und koordinierte. „Viele liebe Grüße aus der Domikanischen Republik. Hier ist es sehr heiß. Ich mag es im Wasser und am Strand zu spielen“, heißt es in einer Karte, „Aloha heißt Hallo hier in Hawaii. Liebe Grüße auch von den drei Delfinen, die ich hier kennengelernt habe“, in einer anderen.
„Sicher ist jedes Kind traurig, wenn es sein Lieblings-Kuscheltier verliert, aber als Autist hat der Siebenjährige besonders gelitten. Alle seine Gedanken drehten sich nur noch um sein Ferkel“, erzählt Pia. Sie durchsuchte das Internet nach Ersatzferkeln, aber sie alle sahen anders aus. Das Original war nicht zu finden. Pia dachte an ihre Freundin Sarah aus Hamburg, die im Rahmen ihres Studiums der Staatswissenschaften Auslandsaufenthalte in New York, Manchester und Edinburgh verbracht hatte. „Sarah kennt Menschen aus aller Welt. Ich erzählte ihr von meinem Plan und sie war sofort begeistert“, erinnert sich die Mutter.

Zunächst formulierte sie liebevolle Briefe, um sie aus dem Ausland nach Nienburg schicken zu lassen. „Leider bin ich bei einem Ausflug beim Aussteigen aus dem Auto gefallen. Ich habe dich gesucht, aber du warst nicht mehr da und irgendwann habe ich mich ganz doll verlaufen“, schrieb Ferkel aus Paris. Er sei in einen Bus voller Jugendlicher gestiegen, hätte geschlafen, und sei erst in der französischen Hauptstadt in einem Hotel wieder aufgewacht. „Morgens wurde ich geweckt von dem leckeren Croissant-Duft. Wie ich den vermisst habe. Die bei dir zu Hause riechen ja gar nicht sooo lecker wie die hier in Frankreich“, schwärmte der tierische Weltenbummler. Kurz darauf ging es weiter nach Madrid, nach Zürich und Rom. Und während die ersten Briefe noch unterwegs waren, wurden bereits die ersten Karten auf den Weg gebracht. Irgendwann wurden es so viele, dass sich der Postbote wunderte. „Wir haben ihm dann die Geschichte erzählt. Er war gerührt und hat sich sehr gefreut, immer neue Postkarten zu uns zu bringen“, so Pia.
Der Erfolg der Aktion stellte die Erwachsenen schnell jedoch auch vor einige Probleme: „Die Aktion wurde innerhalb kürzester Zeit so groß, dass wir keine geschlossene Geschichte mehr erzählen konnte“, berichtet Pia. Also beschränkte man sich auf Postkarten. Ein weiteres Problem war, bei all den Reisezielen nicht den Überblick zu verlieren, und nicht zuletzt die verschiedenen Sprachen der Mitwirkenden. Sarah legte ausführliche Excel-Tabellen an und formulierte verschiedene deutsche Satzbausteine mit Formulierungshilfen, um sie an ihre Bekannten in Amerika und Asien zu schicken. „Ich war überrascht, wie gut das funktioniert hat. Ich habe irgendwann nichts anderes mehr gemacht, aber es war ein großer Spaß“, erinnert sich die Studentin.
Zu den Karten gesellten sich im Laufe der Wochen zahlreiche Ersatz-Ferkel. „Eine Bekannte aus Norwegen schickte uns ein großes Ferkel mit einer norwegischen Strickjacke und einer Mütze, die sie extra genäht hatte. Das war wirklich süß“, berichtet Pia. Außerdem bestellte die Mutter weitere Ferkel bei Ebay und im Disney-Store. Als Ferkel-Experte erkannte der Siebenjährige aber natürlich sofort, dass es sich nicht um sein Kuscheltier handelte. Da war Kreativität gefragt. Die Mutter erzählte ihm, dass Ferkel auf seiner Reise gewachsen sei. Da habe er lachen müssen.
An einem Tag im Herbst, die Karten trudelten immer noch im heimischen Postkasten ein, entdeckte Pia beim Aufräumen der Garage das Original-Ferkel neben einem Karton. Schnell holte sie ihren Sohn, der sein Ferkel mit beiden Händen an sich nahm. „Ich erzählte ihm, dass wir uns die ganze Weltreise ausgedacht hatten, damit er nicht mehr so traurig ist. Das fand er dann ganz toll“, sagt Pia.
Und um zu verhindern, dass Ferkel nochmal verschwindet, band der Junge ihn sogleich an eine Hasenleine. Die Leine gibt es immer noch, aber mittlerweile darf Ferkel wieder frei herumlaufen. „Er hat mir versprochen, dass er nie mehr abhaut“, sagt der Siebenjährige und drückt seinen kleinen Freund mit der rosa Stupsnase an sich.
David Sarkar (Juni 2014)"
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
little_i findet sich ohne Parkplan zurecht
Och, ist das rührend!
Da kullerten beim Lesen dich tatsächlich Tränchen über meine Wangen.
Toll Idee.

Und zum Glück ist Ferkel wieder aufgetaucht!

bei unsinnigen Worten ist das olle Tabet mit Autokorrektur schuld ;-)
 
MissTake steigt in manche Attraktion mit ein
Als der Artikel in der HAZ erschien, rief auch Sat 1 an :icon_rolleyes: Aber fürs TV fand ich die Geschichte zu schön. (und überhaupt! Sat1. Pah) :giggle:

Aber genau dieses Ferkel, haben wir nie wieder als zweitferkel gefunden.

Edit: und das schönste: seit der Geschichte, habe ich einen guten Freund dazu gewonnen. Er hat mit einer Freundin zusammen die Bilder von Ferkel in Rom geschossen (ich kannte ihn vorher nicht) und er hat auch den Artikel geschrieben. Seit dem haben wir eine gute Freundschaft. Das ist auch so eine schöne Sache :)
 
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MissTake steigt in manche Attraktion mit ein
Danke. Aber das meiste hat meine Freundin gerockt :-*

Wie gut das sie gerade vorlesungsfreie Zeit hatte
 
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