Danke, Torsten, für deine wie immer hervorragenden Erklärungen. Bist du in dem Segment eigentlich beruflich aktiv?
Es klingt so.
Nein, nicht wirklich. Ich habe zwar mal was in dem Bereich studiert (BWL mit Schwerpunkt auf Steuerrecht und Wirtschaftsprüfungswesen) und in einer Wirtschaftsprüfungskanzlei gearbeitet - aber eigentlich hat mir das so gar keinen Spaß gemacht, eigentlich gemacht hatte ich das nur aus finanziellen Gründen, weil man mir in der Kanzlei eine recht frühe Partnerschaft zugesichert hatte, aber ich wäre da eingegangen, alle tollen finanziellen Aussichten wären das nicht Wert gewesen.
Deshalb habe ich dann nochmal komplett gewechselt habe und Lehramt für Gymnasien mit den Fächern Geschichte, Politik und kath. Theologie studiert - das, was ich eigentlich von Anfang machen wollte, aber die Verlockung des Geldes war zunächst zu groß, als ich von der Kanzlei das Angebot eines dualen Studiums, Gehalt während des Studiums etc. bekommen habe...
Aber das wollte irgendwie finanziert werden, weswegen ich während des Studiums zwei kleine Firmen (mit)aufgebaut habe.
Und als das Studium beendet war, stand ich vor der Wahl:
1. ins Referendariat fürs Lehramt gehen
2. meine selbst aufgebauten Sachen weiter machen.
Da meine Berufsaussichten mit meiner Fächerkombi (Geschichte, Politik bis Sek II, also Oberstufe, aber Religion nur bis Ende Sek I, 10 Klasse) nicht gerade gut und die Chance auf Verbeamtung gesundheitsbedingt quasi gleich 0 gewesen wäre, habe ich mich für 2. entschieden.
Denn 1. hätte ja auch bedeutet, wg. der Zuverdienstregeln während des Referendariates, dass ich 2. hätte komplett aufgeben müssen und nicht dahin zurück gekonnt hätte, wenn ich nach 1. keinen Job als Lehrer bekommen hätte.
Und nicht-verbeamteter Lehrer, mit bedeutend weniger Verdienst, weniger Sicherheit, Zeitverträgen bei aber gleicher Arbeit - nee, das hätte ich nicht gewollt.
Klar, das war ein Rückschlag, weil das, Lehrer sein, eigentlich das war, was ich machen wollte, aber als ich mit dem Studium angefangen habe war ich halt noch gesund (hätte also verbeamtet werden können) und die Berufsaussichten waren ingesamt deutlich besser.
Aber mir war dann einfach das Risiko für 1. zu groß - denn das hätte auch bedeutet, während des Referendariats deutlich weniger zu verdienen, als während des Studiums und auch als angestellter Lehrer hätte ich gegenüber den Einkünften aus meiner Selbstständigkeit während des Studiums deutlich weniger verdient.
Da hat dann doch die Vernunft gesiegt, zumal mit meine Tätigkeiten inzwischen auch Spaß machten (im Gegensatz zur vorherigen Vernunftentscheidung BWL, Prüfungswesen, wo ich meine Tätigkeiten gehasst habe) und ich habe den früheren Traum "Lehrer" begraben - auch wenn ich dem ab und an doch noch etwas nachweine.
Naja, nun wurschtle ich mich halt so mit meinen zwei Firmen durch, und meine Frau mit mir, weil die mitarbeitet, und bin einerseits Geschäftsführer eines Online-Weinhandels und andererseits betreiben wir mit einer kleinen Webagentur eigen Portale und beraten andere Anbieter in den Bereichen SEO und Usability.
Das ist in etwa so mein Lebenslauf - also beruflich arbeite ich eigentlich nicht mal mehr annähernd in dem Sektor.
Und eigentlich habe ich mit dem Thema auch weitestgehend abgeschlossen bzw. will normalerweise auch nicht mehr viel damit zu tun haben, weil die Zeit in der Branche mit sehr viel negativen und wenig positiven Erinnerungen verknüpft ist.
Nur bzgl. des DLP ist das anders, weil das halt eines meiner liebsten Hobbies ist und da quäle ich mich auf freiwillig Zeile für Zeile durch die kompletten Referenzdokumente zu den Jahresberichten etc.
Mir ging es jetzt mal primär um die Bilanzierungen. Soviel ich weiß tauchten die Schulden der SCA nie bei der TWDC in den Berichten auf. Im Gegenteil müssten ja die License Fees eher als Assets gebucht worden sein, oder?
Richtig.
Und ich denke, dass das zumindest auch erst einmal so bleiben wird.
Die Schulden der Euro Disney SCA sind aktuell ja quasi sogar Darlehen, die die TWDC der Euro Disney SCA gegeben hat (nachdem die TWDC die Schulden weitestgehend bei den Banken abgelöst hat)
Was eventuell zunächst einmal negativ in der Bilanz der TWDC auftauchen wird, sind die nun angekündigten Direktinvestitionen von 1,5 Milliarden - aber hier schreibe ich auch mal nur "eventuell", weil es dabei ja auch darauf ankommt, in welcher Form das Geld an die Euro Disney SCA fließt. Wenn es wieder in Form eines Darlehens passiert, müsste es für die Bilanz der TWDC eigentlich neutral sein (abgesehen von den Zinsgewinnen, das wären dann sogar wieder Einnahmen).
Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass das passiert, denn damit könnte man die Eigenkapitalkrise nicht lösen, weil es eben auch in der Bilanz der Euro Disney SCA neutral wäre (abgesehen von den anfallenden Zinsen) und das Eigenkapital nicht steigen würde.
Deshalb gehe ich in der Tat jetzt wirklich von einer richtigen Investition aus, deswegen auch der Buy-Out, nur, um einen weiteren Kredit zu geben, wäre der Buy-Out nicht notwendig gewesen, aber bei einer Direktinvestition ohne Buy-Out und ohne erneute Kapitalerhöhung würde man ja quasi 25% der direkt investierten Summe an die anderen Aktionäre verschenken.
Und die AMF hatte deutlich gemacht, mittelfristig keine weitere Kapitalerhöhung zuzulassen (dazu gleich noch weiter unten eine Einschränkung)
Verstehe ich es also richtig, dass das Resort formal eh weiter an TWDC Lizenzgebühren zahlen würde, deren Verlust dort aber nicht auftaucht, oder wie genau läuft das dann ab? Wieso entchuldet die TWDC die SCA dann überhaupt? Nur wegen der Eigenkapitalquote?
Ja, zumindest gehe ich, so lange die TWDC nichts anderes verlauten lässt, davon aus, dass das strukturell erst einmal bleiben wird, wie gehabt.
Und ich gehe auch davon aus, dass der Weg der Direktinvestionen vor allem der Lösung des Eigenkapitalproblems dient.
Dazu habe es ja eigentlich ursprünglich drei Wege:
1. Direktinvestitionen innerhalb der bestehenden Eigentümerverhältnisse - was die TWDC abgelehnt hatte (wg. des "Geschenks" an die anderen 25%.
2. Eine weitere Kapitalerhöhung - was die AMF zumindest mittelfristig ausgeschlossen hat
3. Einen externen Investor an Bord holen, der investiert - was aber auch bedeutet hätte, dass TWDC dann wieder eigene Anteile hätte abgeben müssen, was ja gerade dem vorherigen Schritt, bei der letzten Kapitalerhöhung den eigenen Anteil massiv zu erhöhen entgegengelaufen wäre.
Entschieden hat man sich letztendlich nun doch für Möglichkeit 1, allerdings lagert man dieser Variante halt den Buy-Out-Versuch vor.
Dadurch wird der ganze Schritt nochmal teurer (weil man ja den anderen Aktionären erst einmal noch ein über dem Kurs liegendes Angebot unterbreiten muss, um den Verkauf schmackhaft zu machen und die 2 Euro je Aktie bezahlt werden wollen) aber man muss eben keine "Geschenke" in Höhe von 25% des investierten Kapitals machen.
Ein Restrisiko besteht dabei natürlich noch, nämlich, dass nicht genug Aktionäre auf das Angebot anspringen und die 95% nicht erreicht werden.
Dann hat man zwei Möglichkeiten: Angebot nachbessern oder Direktinvestition nur im Zuge einer erneuten Kapitalerhöhung inkl. Bezugsrechten für die verbliebenen Aktionäre um diese an der Maßnahme zu beteiligen.
Für die zweite Variante hat man sich in dem Fall, dass die 95% nicht erreicht werden entschieden (was nicht heißt, dass man nicht doch noch auf die erste umschwenken könnte, aber das wird man ja nicht vorher ankündigen, denn wenn klar wäre, dass notfalls das Angebot nachgebessert wird, wird ja keiner verkaufen).
Das einzige Problem ist aber dabei, wie ja schon oben geschrieben, dass eigentlich die AMF eine weitere Kapitalerhöhung ausgeschlossen hat.
Ich denke aber, dass man die 95% ohnehin erreichen wird.
Und wenn nicht, dann wird die AMF der Kapitalerhöhung unter den neuen Vorrausetzungen viel eher zustimmen, als wenn die direkt gemacht hätte, denn den Aktionären wurde vorher ein ordentliches Angebot gemacht, es wären nur noch viel weniger Aktionäre betroffen etc.