Bevor ich mich an den Reisebericht mache, hier erstmal ein paar Zeilen zu unserer Zeit in Florida.
Es war wunderbar, sie mal wieder um mich zu haben, hab da erst richtig gemerkt, wie lang die drei Monate waren. Und jetzt, wie lang die nächsten 10 Monate werden, wenn wir im Frühjahr nicht nochmal einen Trip hinbekommen...
Sie hatte in jeder Woche einen zusätzlichen freien Tag, so dass wir immer drei Tage zusammen hatten und an den anderen sind wir oft vorher oder nachher essen gegangen, oft hat sie mit im Hotel geschlafen und das große bequeme Bett genossen, wir haben sie zur Arbeit gebracht oder abgeholt. Wenn wir sie abgeholt haben, roch man immer sehr gut, ob sie in der Karamellküche war
Die Zeit dort hat mich auch sehr beruhigt, von weitem ist es ja immer schwer zu beurteilen, ob sie da wirklich glücklich ist oder ob es mehr „Durchbeißen“ als „Genießen“ ist. Ich habe jetzt wirklich das Gefühl, dass sie richtig angekommen ist und die Zeit genießt, dass es genau der richtige Weg für sie war. In vielem wirkt sie viel erwachsener und selbständiger, manches ist einfach ausgeprägter als zuhause, viel Schüchternheit ist weg. Ab und an zeigte sich aber zum Glück doch noch der gewohnte Teenie
Manches, was nicht optimal ist, zB die Situation im Appartement, nimmt sie locker, was sie nicht ändern kann, nimmt sie eben so wie es ist. Hilfreiche Einstellung, finde ich. Im Appartement arrangieren sich die drei Deutschen ganz gut, das Zimmer ist dafür, dass es von drei unter 20-jährigen bewohnt wird (die selten zuhause sind), recht ordentlich. Die anderen beiden putzen gerne das Bad, also übernimmt Julia andere Aufgaben, das passt. Sie hatten bei der Inspection auch keine Probleme. Als morgens mal der Bus nicht kam, hat sie sich spontan mit einer Mexikanerin ein uber geteilt, abends gehen sie nach der shift oft zu Wendy’s etc, da geht auch viel über uber und lift. Die Wohnkomplexe sind von außen wirklich schön, mit viel grün, aber die Appartements schon sehr klein, man darf gar nicht hochrechnen, was da an Miete bei 6 Bewohnern zusammenkommt. Dass Disney sehr viel mehr Nutzen von den Programm-Absolventen hat als umgekehrt, hat sie schnell begriffen.
Aufgefallen sind mir die vielen Situationen mit anderen CM, wo man schon sehr merkt, dass sie zur Disney-Family gehört und auch außerhalb, dass der Job bei Disney schon für viele etwas Besonderes ist. Auch als ich im Best Western gefragt habe, ob sie an ihren freien Tagen mit bei uns übernachten darf, nach dem Stichwort Castmember war plötzlich ein Zimmer mit Upgrade sofort frei, auch noch mit Disney-Blick. Vorher wollten sie uns anrufen, wenn das Zimmer fertig ist…
Die Gewerkschaft hat übrigens in den kommenden drei Jahren eine stufenweise Gehaltserhöhung von 10$ auf 15 $ erkämpft, das ist ein historischer Abschluss und wird durchaus auch außerhalb wahrgenommen. Ob das für das CRP bzw. das College Programm auch gilt, ist aber noch nicht klar. Mit dem Geld kommt sie aber gut hin, das Gehaltskonto war gut gefüllt, und da sie für den Rabatt immer selbst bezahlen musste, müssen wir jetzt erstmal die Quittungen gut sortieren und unsere Schulden bei ihr bezahlen. Nette Umkehrung der bisherigen Verhältnisse. Das sie dafür einfach meine Partner-Visa hätte nehmen können, daran haben wir leider zu spät gedacht. Auch eigene Einkäufe waren nie ein Problem. Dass die Leute im F&B wesentlich besser dastehen, wenn sie erstmal im Service sind, steht natürlich auf einem anderen Blatt, sie ist aber zufrieden im Merch.
Die Interaktion mit den Gästen ist ihr wichtiger, neulich hat sie sich sehr lange mit einem jungen Pärchen aus Chicago unterhalten, die zwei kamen extra nochmal zurück und jetzt sind sie auf Facebook Freunde, solche Kontakt sind ihr viel wert. Über Fragen wie „Is this Norway?“ oder die Suche mancher Gäste nach dem Frozen – Ride kann sie nur schmunzeln, selbst als wir nach dem Frühstück einmal noch schnell bei Nike waren, wurde sie angesprochen, ob sie im Frozen-Ride arbeitet.
An unseren gemeinsamen Parktagen war sie trotzdem immer ein bisschen CM, wenn sie jemand was fragt, gibt’s eine komplette CM-Antwort, da sagt sie nicht einfach, dass es die Candy - Tüten "da drüben" gibt, sondern erklärt genau, wie man da hinkommt. Und wenn zwei sich gegenseitig fotografieren, fragt sie automatisch, ob sie ein Bild machen soll. Witzig war auch, wenn sie bei vielen anderen bemerkt hat, dass die noch nicht lange da sind, die Abläufe noch zu kompliziert machen (zB beim Shipping). Oder als sie eine Popcorn-Tüte in der Tram verschenkt hat, das "Making Magic" lässt sich nicht abschalten. Sie sagt dem Fotopass CM mit „Earning my ears“-Schild fast automatisch, dass er einen Super Job gemacht hat mit unseren Familienfotos, sie meint, der war so nervös, war wahrscheinlich die erste Shift alleine, die Bilder sind aber auch toll geworden. War wirklich spannend, viele Details mit ihren Augen zu sehen.
Die Forums-Besuche findet sie lustig, wenn ich nachfrage, waren alle "total nett", ist ihr auch nicht peinlich, sie scheint die Rolle, als "Forums-Berühmtheit" lustig zu finden. Dass ich ihr nach dem Auftritt im Tim Tracker Video Autogrammkarten drucken lassen wollte, fand sie dann aber doch unnötig
Und vor allem hat sie es genossen, uns da zu haben, uns ihre neue Welt zu zeigen, auch uns zur MNSSHP einzuladen oder uns und die Großeltern in der Karamellküche was aussuchen zu lassen. Der Großelterntag war eh etwas ganz Besonderes, da die beiden absolut keine Disneyfans sind, aber wir alle fünf so viel Spaß im Epcot hatten und sie trotz Disney Abneigung so viel Positives im Park wahrgenommen haben, das war Julia ganz ganz wichtig.
Ich hoffe, sie findet in der nächsten Zeit auch mehr Gelegenheit, Ausflüge vom Housing mitzumachen, jetzt wurde zB ein Trip zum Schnorcheln mit Manatees angeboten und zum Hockey nach Tampa will sie unbedingt, das gibt’s regelmäßig Fahrten. Die freien Tage sind jetzt Mo/Di, sie konnten Wünsche abgeben, das ist für eigene Park-Besuche auch besser als Fr/Sa. Da sie in der seniority nach drei Monaten schon etwas weiter oben steht, ging dieser Wunsch in Erfüllung.
Und darauf, bald Trainerin zu sein, freut sie sich sehr, das hatte sie von Anfang an geplant – und ich bin mächtig stolz, dass es geklappt hat.